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Panorama: Kinderschänder enttarnt

Unter den Missbrauchsopfern sind deutsche Minderjährige / Spanische Polizei nimmt 28 Personen fest.

Jahrelang missbrauchten sie sexuell Kinder. Hielten ihre Untaten auf Fotos und Videos fest. Verkauften das Material als DVDs im Internet und verdienten damit pro Jahr rund 1,24 Millionen Euro. Nun schlug die spanische Polizei mit der internationalen Operation „Schwert“ in 14 spanischen Städten zu, hob den internationalen Kinderschänderring aus und nahm 28 Personen fest. Unter ihren Opfern, Jungen zwischen elf und 16 Jahren, befinden sich nach Polizeiangaben nicht nur Kinder aus Spanien, sondern auch aus Deutschland. Die Kinderschänder sollen schon seit 2004 aktiv gewesen sein.

Die Kinderpornomafia hatte Verbindungen in alle Welt. Die Chefs des Rings steuerten die schmutzigen Geschäfte mit dem Pädophilensex vom ostkanadischen Toronto aus. Ihre Videos verkauften sie nach Polizeiangaben zum Teil für bis zu 1000 Euro pro Stück. Die Kinderschänder waren offenbar besonders in europäischen Ländern aktiv: Vor allem in Madrid und der Küstenstadt Alicante, wo bisher 19 Minderjährige identifiziert und den Kinderschutzbehörden übergeben wurden. Aber auch Kinder aus Deutschland, der Ukraine und Rumänien sollen von Mitgliedern des Pädophilenrings missbraucht worden sein. Einzelheiten zu den deutschen Opfern wurden zunächst nicht bekannt.

„Die meisten Kinder wurden zu sexuellen Handlungen gezwungen“, sagte ein Polizeisprecher. Sie seien oft mit Drohungen zum Schweigen verpflichtet worden. Teilweise habe man ihnen auch Geld gegeben. Die Sex- und Missbrauchsszenen seien vielfach mit versteckten Kameras aufgenommen worden. Mindestens vier der Festgenommenen hätten die Kinder selbst sexuell missbraucht, hieß es weiter. In der spanischen Mittelmeerstadt Alicante wurde einer der Kinderschänder sogar auf frischer Tat ertappt: Als die Polizei an seiner Tür klingelte, befanden sich zwei nackte Jungen in seiner Wohnung.

Spaniens Polizei gilt international als Vorreiter im Kampf gegen die Kinderpornografie. Die Verbreitung von kinderpornografischem Material kann in Spanien mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft werden. Auch das Herunterladen und der Kauf werden bereits als Straftat gewertet.

Im konkreten Fall hatten die spanischen Behörden mit einer speziellen Software das Internet überwacht und so die Computeranschlüsse aller Beteiligten lokalisiert. Unter den 28 Festgenommenen und zehn weiteren Beschuldigten sind einige einschlägig vorbestrafte Personen. Laut Polizei befinden sich darunter auch ein Religionslehrer, zwei Briten, ein „älterer Sextourist“ und ein Organisator von kirchlichen Jugendlagern.

Erst Anfang Dezember hatte die Europäische Kommission ein internationales Bündnis gegen Kinderpornografie ins Leben gerufen. Mit dem Bündnis verpflichten sich 48 Länder, darunter auch die Schweiz, die USA und mehrere asiatische Staaten wie beispielsweise Thailand und die Philippinen, gemeinsam gegen den Missbrauch zu kämpfen. Auch der Zugang zu Kinderpornos im Netz soll erschwert werden. Die EU hat zwar schon scharfe Gesetze, aber die Strafverfolgung ist immer noch schwierig, wenn die Taten auf anderen Kontinenten begangen werden und die Internetserver außerhalb Europas liegen. (mit dpa)

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