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Gerettet. Auch dieses Mädchen aus Nepal musste sich als Kindersklavin erniedrigen lassen. Seit 2005 hat das Hilfswerk Plan International, das Senta Berger, Walter Scheel und Ulrich Wickert unterstützen, mehr als 1800 dieser Sklavenmädchen befreit.

© Plan

Kindersklaven: Mädchen für 40 Dollar

In Teilen der Welt werden Mädchen als Kindersklaven ausgebeutet und missbraucht – Regierungen fordern jetzt einen UN-Mädchentag.

Sie haben noch nicht einmal ihre Menstruation, aber sind schon zwangsverheiratet. Sie müssen in der Hütte ihre Geschwister erziehen, während ihre Brüder Lesen und Schreiben lernen. Sie sind noch mitten in der Pubertät, aber stillen schon ein Baby. Und sie werden für ein paar Dutzend Euro an Großgrundbesitzer als Kindersklaven verhökert. Die Lage von Millionen Mädchen in der Welt ist erschreckend. Sie werden von der eigenen Familie ausgebeutet, verraten und verkauft. Mädchen haben weltweit vielfach weniger Menschenrechte und Chancen auf ein gleichberechtigtes, erfülltes, gesundes Leben.

Das muss sich ändern, verlangt das unabhängige Kinderhilfswerk Plan International. Und hat in Berlin einen Antrag vorbereitet, in dem es fordert, es solle weltweit einen internationalen Mädchentag geben. Am Mittwochabend stimmte der Bundestag einem entsprechenden Antrag des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu, der auf eine Initiative von Plan International Deutschland hin gestellt wurde. Nur die Abgeordneten der Linken enthielten sich. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, sie möge sich bei den UN für den internationalen Mädchentag stark machen. Es soll der 22. September sein. Einen entsprechenden Antrag reicht auch die kanadische Regierung am 12. Oktober bei der UN-Vollversammlung in New York ein, wie Plan-Kommunikationschefin Kerstin Straub berichtet.

Es gibt solche Tage für alles. Es gibt den Tag des Bieres, des Kusses. Es gibt den Weltfrauentag, und es gibt in Europa den Girls’ Day für bessere Integration von Mädchen in Männerberufe. Was soll da noch einer für Mädchen bewirken? „Ein solcher Fürsprechertag ist enorm wichtig“, sagt Plan-Sprecherin Claudia Ulferts. An einem solchen Aktionstag würden erfahrungsgemäß Regierungsbehörden, Initiativen, Schulen, Parteien auf ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema öffentlich aufmerksam machen. „Wir müssen stärker darauf hinweisen, dass Mädchen in vielen ärmeren Ländern nicht den gleichen Zugang zu Bildung, zum Arbeitsmarkt, zu medizinischer Versorgung haben wie Jungen“, erläutert Ulferts. Am Mittwochabend gab es zum Thema auch ein abendliches Get-Together in Berlin, bei dem der „Because I am a Girl“-Bericht von Plan vorgestellt wurde. Darin wird gefordert, dass Väter, Brüder, Männer mehr in die Aufklärungsarbeit mit einbezogen werden, damit sie nicht in Oppositionshaltung gehen und mit Gewalt reagieren.

Noch immer sind 45 Millionen Mädchen von Bildung ausgeschlossen, jedes Jahr bekommen 14 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind, in Entwicklungsländern ist jedes dritte Mädchen mit Jahren 18 verheiratet.

Ein weibliches Kind kommt viele Familien in Entwicklungsländern teuer zu stehen. Es wird großgezogen und dann verliert man die Arbeitskraft an eine andere Familie. Oft müssen Eltern eine teure Mitgift zahlen. Deswegen würden in vielen Fällen Mütter in Indien ein weibliches Baby sogar abtreiben lassen. Dabei ist es dort verboten, per Ultraschallbild das Geschlecht bestimmen zu lassen. In anderen wirtschaftlich und klimatisch benachteiligten Ländern bekommen Mädchen erst gar keine Geburtsurkunde, so bleiben ihnen Bürgerrechte und Jobs verwehrt. Kinderhandel kann nicht verfolgt werden.

Kinderhandel ist in Nepal noch üblich. Nahe der Grenze zu Indien lebt die Ethnie der Tharu. Landlose Menschen mit vielen Kindern. Diese verkaufen ihre sechs, sieben Jahre jungen Töchter nach alter Tradition oft am Neujahrstag an reiche Großgrundbesitzer. Für rund 40 Dollar, für ein Jahr. In der Hoffnung, dass ihre Kinder es dort besser haben mögen. Sie werden aber als Kindersklaven ausgebeutet und missbraucht. Plan International holt sie da raus, schickt sie in Förderkassen, ermöglicht Mikrokredite für den Wasserbüffelkauf oder für einen Straßenshop. Mädchen können nämlich unter anderem besser mit Geld umgehen als Jungs.

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