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Panorama: Klimawandel in Hollywood

Die US-Regierung hat Forschern verboten, Roland Emmerichs Katastrophenfilm zu kommentieren

New York Der Freiheitsstatue steht das Wasser bis zum Hals. Nicht irgendwie metaphorisch, sondern wirklich, ganz Manhattan ist überflutet – bis schließlich alles gefriert. Westeuropa geht in einem Dauerfeuer schwerer Stürme unter, Tornados verwüsten Los Angeles. Roland Emmerichs neuer Film „The Day after Tomorrow“ spart nicht an drastischen Bildern und dramatischen Spezialeffekten. Der deutsche Hollywoodregisseur versteht sein jüngstes Werk, das Ende Mai weltweit in die Kinos kommt, als gute Unterhaltung – und Kritik an der Umweltpolitik des US-Präsidenten. Ein Stich ins Wespennest.

„Das mächtigste Land sind die Vereinigten Staaten, und da sitzt mit George W. Bush ein Präsident, der sich um nichts anderes schert als ums Öl“, sagte Emmerich kürzlich dem „Spiegel“. „Wie anders würde die Welt dastehen, wenn der demokratische Umweltpolitiker Al Gore an die Macht gekommen wäre?“ Eine Frage, die sich nicht beantworten lässt. Dafür nutzen Umweltaktivisten aber dankbar die Gelegenheit, die Emmerich ihnen bietet. Und die Bush-Administration ist sauer. Nach einem Bericht der „New York Times“ verbot sie allen öffentlich geförderten Forschungsinstituten, zu dem Film Stellung zu nehmen. Die USA haben bis heute nicht das Kyoto-Protokoll zur weltweiten Reduzierung von Treibhausgasen unterzeichnet. Al Gore ließ sich nicht den Mund verbieten. Er verglich die Übertreibungen, mit denen der Film arbeitet, mit jenen, die das Weiße Haus verbreitet: „Es gibt zwei Formen von Fiktion, mit denen wir umgehen müssen. Die eine ist der Film, die andere die Darstellung der Bush-Administration zur Erderwärmung. Sie versuchen, die Leute zu überzeugen, es gebe kein wirkliches Problem.“ Auch andere Umweltgruppen nahmen die Gelegenheit wahr und setzten das Thema wieder auf die Agenda. Ihren Vorschlag, eine der Kinovorstellungen zu nutzen, um Geld für die Umweltbewegung zu sammeln, lehnte die Produktionsfirma 20. Century Fox jedoch ab. Immerhin gibt es tief versteckt auf der Webseite, die den Film anpreist, einen Link zur britischen Umweltgruppe „Future Forest“, die sich für die Verringerung der Klimagase einsetzt. Die Produktionsfirma selbst bestreitet, dass der 125 Millionen Dollar teure Streifen eine politische Botschaft habe. „Es ist ganz klar, dass es sich bei dem Film um Unterhaltung handelt“, sagt ein Fox-Sprecher. Etwas anderes würde der Chef der Fox-Mediengruppe auch kaum zulassen. Schließlich ist Rupert Murdoch ein begeisterter Bush-Anhänger und bekennender Konservativer. Ganz so ernst kann es Emmerich selbst auch nicht meinen. Gegenüber dem Männer-Magazin „FMH“ gestand er, dass er auch weiterhin sehr gerne seinen 400 PS starken BMW fährt.

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