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In Zukunft heftigere Regengüsse in Berlin? Die Auswirkungen des Klimawandels sind schwer abschätzbar.

© dpa

Klimawandel: Nasse Winter, heiße Sommer

Wie wird sich der Klimawandel in bestimmten deutschen Regionen auswirken? Die Antwort darauf ist nicht leicht, zu komplex ist das gesamte System. Doch Potsdamer Forscher sind einer Antwort nun einen entscheidenden Schritt näher gekommen.

Im Winter mehr Regen und Dürren im Sommer: So dürfte das Klima hierzulande Mitte des Jahrhunderts aussehen. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat für Deutschland eines seiner Klimamodelle mit Modellen zur Abschätzung von Klimafolgen verknüpft. Damit lassen sich Klimaänderungen der kommenden Jahrzehnte bis auf Landkreisebene herunterrechnen. Die Onlineplattform soll Lokalpolitikern, Bauern und Förstern zugänglich gemacht werden und wird am Montag in Berlin erstmals präsentiert.

Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom PIK stellt klar, dass die Szenarien keine Vorhersage darstellen, sondern immer „Wenn-Dann-Aussagen“ sind. Das heißt, dass nur plausible Annahmen zu plausiblen Ergebnissen führen. Ausgewählt wurde eines der neuen Szenarien des Weltklimarats IPCC.

Für die jetzt am PIK abgeschlossene Studie zur Abschätzung der Klimafolgen in Deutschland wurde ein Extremszenarium verwendet. Grund dafür war die Tatsache, dass die aktuellen Treibhausgasemissionen bereits das angenommene Niveau dieses Szenariums erreicht haben. Als Datenbasis wurden alle verfügbaren Informationen aus dem Zeitraum 1901 bis 2010 aufbereitet. Diese dienten als Grundlage für die Berechnung der zu erwartenden Klimaänderungen und deren Folgen, zum Beispiel für die Landwirtschaft, die Wasserwirtschaft, den Forst oder die Energiewirtschaft.

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Die Folgen der Klimaveränderungen sind regional verschieden verteilt. Während sich die Ostsee auf sonnenhungrige Touristen freuen kann, werden Mittelgebirge und Alpen Skitouristen verlieren. In den Regionen in Ostdeutschland, entlang des Oberrheingrabens und der Kölner Bucht dürfte es noch trockener werden.

Doch werden nach Einschätzung von Gerstengarbe die Probleme in der Landwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten beherrschbar sein. Die längere Wachstumsperiode und der höhere CO2- Gehalt in der Atmosphäre sind zumindest für Winterweizen eher ertragsfördernd. Probleme kann es bei den Sommerfrüchten geben, die es häufiger mit Wasserstress zu tun bekommen. Aber auch hier werden die Verluste in einem verkraftbaren Rahmen liegen. „In der Regel sind die Entscheidungen der Europäischen Union für die Bauern auch künftig gravierender als der Klimawandel“, sagt Gerstengarbe.

Deutschland muss sich auf häufigere extreme Wetterlagen einstellen: Starkregen, Dürreperioden, Hochwasser. Das gilt besonders für die Küstenregionen, die sich auf einen weiter steigenden Meeresspiegel einrichten müssen, aber auch Flussanrainer. Für die gerade als Weltkulturerbe anerkannten Buchenwälder dürfte es ebenfalls schwer werden. Außer in den Alpen werden die Buchen schlechtere Bedingungen vorfinden – und sich wohl schwer rechtzeitig anpassen können. Angesichts neuer Arten, die einwandern, und anderer ortsansässiger Arten, deren Lebensbedingungen sich deutlich verschlechtern, „stellt sich auch für den Naturschutz die Frage: Was schütze ich eigentlich?“, sagt Gerstengarbe.

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