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Klonforscher Hwang: Stammzellstudie angeblich komplett gefälscht

Der Fälschungsverdacht gegen den südkoreanischen Klonforscher Hwang Woo Suk weitet sich aus. Möglicherweise hat Hwang seine als bahnbrechend gefeierte Studie über geklonte embryonale Stammzellen vollständig gefälscht.

Seoul - Wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Montag unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen berichtete, hätten dies erste DNA-Tests ergeben. Die Tests seien von einer Untersuchungskommission der Seouler Nationaluniversität in Auftrag gegeben worden. Die Universität wollte die Angaben nicht bestätigen. Die vollständigen Untersuchungsergebnisse könnten frühestens nächste Woche bekannt gegeben werden.

Hwang wurde bereits der Daten-Fälschung für mindestens neun von elf Stammzell-Kulturen überführt, über die er im Mai im Fachjournal «Science» berichtet hatte. Wie seine Universität in der vergangenen Woche mitteilte, hätten nur zwei Stammzell-Linien zum Stichtag 15. März existiert, als Hwang seine Arbeit einreichte. Die Hochschule hatte verschiedene Laboratorien damit beauftragt, die Echtheit der patientenspezifischen Stammzellen durch genetische «Fingerabdrücke» zu überprüfen.

Der einst in seinem Land als Nationalheld verehrte Hwang hatte sich für die Manipulationen entschuldigt und sein Professorenamt zur Verfügung gestellt. Er blieb jedoch dabei, tatsächlich geklonte Stammzellen von Patienten geschaffen zu haben. Ziel der Stammzell- Forschung ist es, eines Tages mit dem so genannten therapeutischen Klonen Schwerkranke heilen zu können. In Deutschland ist das Verfahren zur Gewinnung embryonaler Stammzellen verboten.

Die neunköpfige Kommission der Seouler Nationaluniversität überprüft nach den jüngsten Enthüllungen im Fall Hwang außerdem andere Arbeiten des 53 Jahre alten Tiermediziners. Hwang und seinem Team war es nach eigenen Angaben vom vergangenen Jahr zuerst gelungen, Stammzellen aus einem geklonten Embryo zu isolieren. Auch stellte Hwang in diesem Jahr den ersten geklonten Hund vor.

Nach dem Fälschungsskandal um Hwang befürchten Wissenschaftler einen Rückschlag für die gesamte Stammzellen-Forschung. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin in Münster, Hans Schöler, sagte der «SZ» vom Dienstag: «Ich hätte für Hwang meine Hand ins Feuer gelegt.» Bedauerlich sei nun insbesondere, dass die Wissenschaft nicht so weit sei, wie nach Hwangs Veröffentlichungen gedacht. «Ich würde mir nun seine Klon-Rinder von 1999 genauer ansehen», sagte Schöler weiter. Mit diesen Tieren war Hwang als Klonforscher bekannt geworden.

«Ich weiß jetzt nicht mehr, was ich glauben soll», sagte sein Kollege Miodrag Stojkovic von der britischen Universität Newcastle der «SZ» vom Samstag. Der aus Serbien stammende Mediziner hatte als erster Forscher in Europa menschliche Embryonen geklont, die aber nur wenige Tage überlebten. «Hwangs Fälschungen sind eine große Schande für uns alle, vor allem, weil andere Leute auf dem Gebiet schwer gearbeitet haben.»

Voreiliges Handeln werfen Kritiker in den USA auch dem US-Journal «Science» vor. Die Ergebnisse Hwangs seien nicht sorgfältig genug geprüft worden. Das vom weltgrößten Forscherverband AAAS herausgegebene Wissenschaftsblatt hatte die als bahnbrechend eingestufte Veröffentlichung weniger als zwei Monate von Experten begutachten und absegnen lassen. Üblich sind dafür vier Monate. (tso/dpa)

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