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Einkauf im Lager. Eine Serie von Mini-Sprengkörpern ist seit Ende Mai in mehreren Ikea-Filialen in Europa gezündet worden. Bisher gingen weder Drohbriefe noch Erpresserschreiben bei dem Möbelhaus ein.

© Robert Schlesinger/dpa

Knalltrauma in der Küche: Sprengsatz explodiert bei Ikea in Dresden

Kurz vor Ladenschluss ist am Freitag bei Ikea in Dresden ein Sprengsatz explodiert. Die Polizei fahndet mit einem Phantombild nach dem Bombenleger. Sein Motiv gibt Rätsel auf.

Berlin - Nach Explosionen in mehreren europäischen Ikea-Filialen hat die Deutschland-Zentrale ihre Möbelhäuser zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Für die Kunden bestehe kein Grund zur Besorgnis, sagte die Deutschland-Sprecherin Sabine Nold dem Tagesspiegel. In der Dresdner Filiale im Elbepark war am Freitagabend ein Sprengsatz detoniert.

Laut Nold ging der Sprengsatz gegen 20.00 Uhr hoch, als das Einrichtungshaus noch voller Kunden war. Die meisten dürften davon aber gar nichts mitbekommen haben. Wie ein Polizeisprecher am Samstag sagte, erlitten dabei zwei Menschen ein Knalltrauma. Bei Ikea heißt es, zwei Kunden klagten anschließend über Ohrbeschwerden. Die meisten dürften davon aber gar nichts mitbekommen haben. Die Explosion beschädigte den Fußboden und Ausstellungsstücke in der Küchenabteilung.

Ein Bekennerschreiben oder sonstige Hinweise auf die Täter gab es zunächst nicht. Aber eine Zeugin will den mutmaßlichen Täter vor der Explosion des Sprengsatzes gesehen haben, die Polizei in Dresden fahndet jetzt mit einem Phantombild nach dem Mann. In den vergangenen Wochen waren bereits Sprengsätze in Ikea-Häusern in Belgien, Frankreich und den Niederlanden explodiert. Ob in Dresden auch ein manipulierter mechanischer Wecker benutzt wurde, wie in den anderen Filialen, wollte die Polizei bisher nicht mitteilen.

„Wir wissen nicht, ob es einen Zusammenhang gibt“, sagte Sprecherin Nold. „Wir haben keine Drohung bekommen und auch keine Erpresserbriefe.“ Es ist nach Angaben Nolds das erste Mal, das in deutschen Ikea-Filialen ein Sprengsatz detoniert. Das Haus in Dresden sei sofort gesperrt und über Nacht von der Polizei durchsucht und erst danach am Sonnabend morgen wieder freigegeben worden, sagt Nold.

In der erst kürzlich eröffneten Ikea-Filiale in der Landsberger Allee in Berlin waren am Sonnabend keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen zu entdecken. „Es war sehr leer, ich habe um 11 Uhr sofort einen Parkplatz bekommen und an der Kasse gab es keine Schlangen“, erklärt ein Kunde. Allerdings ist diese Filiale in der Regel weniger frequentiert als andere Niederlassungen des Möbelhauses in der Hauptstadt.

Ende Mai waren in drei Filialen in Belgien, Frankreich und den Niederlanden kleine Sprengsätze explodiert. Verletzt wurde niemand, es gab keinen nennenswerten Schaden. „Bei den Sprengsätzen handelte sich um alte mechanische Wecker, die manipuliert wurden und nicht bei Ikea verkauft werden“, sagte ein Polizeisprecher im flämischen Gent. Dort ereigneten sich fast zeitgleich zwei Detonationen. Sprengsätze gleicher Bauweise zündeten im niederländischen Eindhoven und in Lomme in Nordfrankreich.

Die Hintergründe sind noch unklar, die Staatsanwaltschaft vermutet Erpresser hinter den Taten, die als koordinierte Aktion einer einzigen gewalttätigen Tätergruppe gesehen werden. So waren die Sprengsätze an allen drei Tatorten gleich gebaut. „Es war auch in Frankreich und den Niederlanden derselbe Typ Wecker“, sagte die Polizei. In den letzten Jahren gab es in den Niederlanden bereits mehrfach Drohungen gegen den Möbelkonzern, eine Frau und zwei Männer wurden wegen Erpressung zu Haftstrafen verurteilt. Auch am Dienstag fehlte noch jede Spur von den Tätern. „Noch ist offen, wer hinter den Anschlägen steckt“, sagte der zuständige Staatsanwalt.

Die Pressesprecherin von Ikea im schwedischen Helsingborg, Charlotte Lindgren, dementierte dagegen Erpressungsversuche. „Es gab keine Drohungen“, sagte Lindgren der Nachrichtenagentur dpa. „Wir wissen nicht, was hinter diesen kleinen Explosionen steht, und wollen uns auch nicht an Spekulationen beteiligen. “

Die beiden Sprengsätze in Gent waren nach Polizeiangaben in Weckern getarnt, die die Täter in Milchkartons unter Paletten versteckt hatten. Die Unbekannten aktivierten die Zünder aus der Entfernung. „Die Menge an Sprengstoff war so gering, dass sie keinen ernsten Schaden anrichten konnte“, sagte der Polizeisprecher. Nach Medienberichten gingen bei den Explosionen in Frankreich und den Niederlanden vorher eine Bombendrohung ein. In Eindhoven explodierte ein Paket in einem Mülleimer auf dem Parkplatz vor dem Geschäft. Im französischen Lomme geschah die Explosion im Laden. (mit dpa)

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