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Kölner Stadtarchiv: Suche nach zweitem Vermissten schwierig

Sechs Tage nach dem Einsturz des Stadtarchivs in Köln wird mit Hochdruck nach dem zweiten Vermissten gesucht. Die Chancen, ihn lebend zu finden, sind jedoch gering. Der Einsturz ist mit großer Wahrscheinlichkeit durch einen Grundwassereinbruch verursacht worden.

Die Suche nach dem zweiten Vermissten unter den Trümmern des Kölner Stadtarchivs gestaltet sich knapp eine Woche nach dem Einsturz weiter äußerst schwierig. Auch an einer zweiten Stelle schlugen die Suchhunde am Montagmorgen nicht mehr an, sagte ein Feuerwehr-Sprecher. Weiterhin werde mit Baggern, aber auch mit bloßen Händen in dem Trümmerkegel an der Severinstraße gegraben.

Die Rettungskräfte arbeiteten sich laut Feuerwehr am Montag im Bereich der Fassade eines eingestürzten Hauses neben dem Stadtarchiv bis 5,50 Meter Tiefe unterhalb der Straßendecke vor. Es sei unwahrscheinlich, dass der Vermisste bei dem Gebäudeeinsturz noch tiefer herunter gerissen wurde. Deshalb werde jetzt schrittweise damit begonnen, in den hinteren Grundstücksbereich des mittlerweile abgerissenen Gebäudes vorzudringen. Bislang sei jedoch auch dort nichts gefunden worden.

Am Sonntag war der erste der zwei Vermissten tot aus den Trümmern geborgen worden. Die Rettungskräfte fanden die Leiche des 17-jährigen Bäcker-Lehrlings in einer Tiefe von drei bis vier Metern unterhalb des Straßenniveaus in dichtem Schutt.

Erste Wohnungen sind bezogen

Bei dem Einsturz des Archivgebäudes hatten die Bewohner der beiden mit hinabgerissenen Nachbarhäuser und auch weitere Anwohner ihre Wohnungen verloren. Am Montagvormittag rollten Speditionswagen an, um das Hab und Gut der betroffenen Bewohner abzutransportieren. Zusammen mit Feuerwehrleuten räumten Familien Besitztümer aus den Wohnungen eines Hauses. „Das Erdgeschoss ist freigeräumt, wir holen alles 'raus“, sagte ein Feuerwehr-Sprecher. Ein Statiker überprüfte die Stabilität des Hauses.

Bereits am Sonntag hatten zehn Betroffene zur Verfügung gestellte Wohnungen bezogen, wie die Stadt mitteilte. Zudem seien von Privatleuten mehr als 100 Wohnungen angeboten worden. Viele der Anwohner hätten alles verloren. Die Hilfsbereitschaft sei groß, sagte eine Stadt-Sprecherin.

Zustand der Archivalien teilweise überraschend gut

Neben der Suche nach dem zweiten Vermissten werden laut Feuerwehr weiterhin wertvolle Archivalien geborgen und abtransportiert. Dabei sei der Zustand der Fundstücke teilweise überraschend gut. So konnte die Feuerwehr einen Stahlschrank mit historischen Siegeln nahezu unversehrt bergen.

Rund 50 Mitarbeiter der Archivschule im hessischen Marburg brachen am Montag nach Köln auf und wollten in den kommenden drei Tagen verschüttetes Archivgut bergen, erfassen und nach Schadensgruppen klassifizieren. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bot seinem nordrhein-westfälischen Amtskollegen Jürgen Rüttgers (CDU) ebenfalls Hilfe an. Die Staatlichen Archive Bayerns seien bereit, im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei der Rettung und Restaurierung zu helfen, sagte Seehofer.

Grundwasser könnte Einsturz verursacht haben

Die Unglücksursache für den Gebäudeeinsturz am vergangenen Dienstag steht derweil weiter nicht eindeutig fest. "Es läuft alles darauf hinaus, dass Grundwasser das Problem war", zitierte der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstagausgabe) einen an den Ermittlungen Beteiligten zum derzeitigen Stand. Was genau an der U-Bahn-Baustelle geschehen sei, will die Staatsanwaltschaft durch mehrere Gutachter klären lassen.

So lasse sich noch nicht sagen, ob das Wasser an der Seite durch die mehr als einen Meter dicke Betonwand eingedrungen sei oder durch den noch nicht befestigten Boden. Es müsse auch geprüft werden, welche Auswirkungen der seit Tagen steigende Pegelstand des Rheins gehabt haben könnte. (sgo/dpa/ddp)

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