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Kölner Stadtarchiv: Wassereinbruch schon im September

Die Stadt Köln gibt nach und nach immer weitere Probleme vor dem Einsturz des Stadtarchivs zu. Einen Durchbruch des Grundwassers gab es bereits Ende 2008 an der benachbarten Baustelle.

Schon lange vor dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat es erhebliche Grundwasserprobleme an der benachbarten U-Bahn-Baustelle gegeben. Das hat die Stadt am Freitagabend eingeräumt. Nach Baustellenprotokollen kam es bereits im September 2008 zu einem sogenannten hydraulischen Grundbruch im gleichen Baubereich. Ein solches Ereignis gilt als wahrscheinlichste Unglücksursache.

Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) bezeichnete die Information als „außerordentlich brisant“, zumindest aus Laiensicht. Der „Kölnischen Rundschau“ sagte er: „Ich fühle mich von den KVB (Kölner Verkehrs-Betrieben) hintergangen.“ Er frage sich, warum man nicht die Notbremse gezogen und das Archiv sofort evakuiert habe. Nach Angaben seiner Sprecherin vom Samstag leitete Schramma „disziplinarrechtliche Prüfungen gegen all diejenigen“ ein, „die etwas gewusst und weder den Krisenstab noch ihn darüber informiert haben“. Unter anderem werde das Verhalten von Baudezernent Bernd Streitberger (CDU) überprüft. Der Hinweis auf den Grundbruch im September kam demnach weder von den Kölner Verkehrs-Betrieben noch von Baudezernent Streitberger, sondern von Wirtschaftsdezernent Norbert Walter-Borjans (SPD). Dieser hatte die Information von einem Mitarbeiter der Vermessungsabteilung, der an den Baustellenbesprechungen an der späteren Unglücksstelle beteiligt gewesen war.

Schramma forderte die KVB auf, sämtliche Protokolle der Besprechungen im Zusammenhang mit dem Bau der Nord-Süd-Stadtbahn von einem unabhängigen Experten prüfen zu lassen und die Auswertung bis kommenden Montag vorzulegen.

Außerdem solle das Unternehmen Erläuterungen zu der Erdverschiebung und den eindringenden Wassermengen abgeben. Schramma appellierte zugleich an die KVB, „mit einer offensiven Informationspolitik für Transparenz und Aufklärung zu sorgen“.

Die KVB, Bauherr bei der U-Bahn-Erweiterung, bestätigten in einer Pressemitteilung, dass ihnen bereits im September ein „kleiner hydraulischer Grundbruch“ von den Bauunternehmen gemeldet worden sei. Experten halten es für wahrscheinlich, dass am Unglückstag große Mengen Kies und Wasser in die Baugrube für die U-Bahn abrutschten und dadurch der Boden unter dem Archiv so instabil wurde, dass das Gebäude und zwei angrenzende Wohnhäuser zusammenbrachen. Zwei Menschen kamen dabei am 3. März ums Leben.

Die Stadt kündigte an, die neuen Dokumente und Akten würden kurzfristig der Kölner Staatsanwaltschaft übergeben. Die Strafverfolgungsbehörde führt nach dem Archiveinsturz ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Baugefährdung, das sich derzeit noch gegen Unbekannt richtet. Der Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld bestätigte am Samstag auf Nachfrage, die Behörde werde ihre Überprüfungen „selbstverständlich“ auf nun bekannt gewordene Fakten ausdehnen. (dpa/AFP)

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