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Panorama: Kölns Polizei im Verhör

Aussagen widersprechen denen der Lehrer

Köln - Im Kölner Amokfall untersuchen die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Staatsanwaltschaft jetzt das Vorgehen der Polizei. Innenminister Ingo Wolf (FDP) und Schulministerin Barbara Sommer (CDU) kündigten am Mittwoch in Düsseldorf eine „umfassende Prüfung“ der Umstände an, unter denen ein 17-jähriger Verdächtiger am Freitag nach einem Gespräch mit der Polizei das Schulgelände verlassen hatte. Er hatte sich anschließend das Leben genommen. Zusammen mit einem 18-jährigen soll er einen Amoklauf an seinem Gymnasium geplant haben. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie werde die Polizisten verhören, die den Schüler vernommen hatten.

Bei der Polizei würden die Vorgänge intern weiter geprüft, sagte Polizeisprecher Jürgen Laggies. Er betonte, Polizeipräsident Klaus Steffenhagen nehme die Widersprüche zwischen den Darstellungen der an dem Gespräch beteiligten Polizisten und der Lehrer sehr ernst. Der Hauptwiderspruch besteht darin, dass der stellvertretende Schulleiter und ein Schulpsychologe sagen, der 17-Jährige sei aus dem Gespräch mit der Polizei weggelaufen. Die Polizei bestreitet das.

Ein weiterer Streitpunkt ist, ob die Polizisten ursprünglich vorhatten, den 17-Jährigen anschließend zu seinen Eltern zu bringen. In dem Fall wäre ein sofortiger Selbstmord nicht möglich gewesen. Dazu sagte Laggies, die Polizisten hätten sich gerne das Zimmer des 17-Jährigen genauer angesehen und ihn dafür um Erlaubnis gebeten. Der Jugendliche habe das aber abgelehnt. Da das Gespräch im übrigen sehr positiv verlaufen sei, hätten es die Polizisten dabei bewenden lassen. Laggies betonte, die Polizisten seien keineswegs verpflichtet gewesen, vor dem Gespräch die Eltern zu informieren, denn es habe sich nicht um eine Vernehmung gehandelt, sondern um ein Gespräch auf freiwilliger Basis. Der 17-Jährige habe dazu seine Einwilligung gegeben. Die Kölner Presse bewertete das Verhalten der Polizei in dem Fall als „Skandal“. Die „Kölnische Rundschau“ kritisierte: „Die Behörden haben in der Krise versagt.“ Nur Stück für Stück komme jetzt ans Licht, was wirklich passiert sei. Die Ermittlungen der Polizei nach vagen Hinweisen auf einen möglichen Amoklauf an einem Gymnasium in Kaarst (Nordrhein-Westfalen) wurden am Mittwoch eingestellt. Die finnischen Behörden, von denen der Tipp stammte, hätten keine weiteren Informationen übermittelt, teilte die Polizei in Neuss mit. Nach Hinweisen, die auf der Unterhaltung zweier Personen in einem Chatroom beruhten, war die Schule am Dienstag vorsorglich geschlossen worden. Später gab die Polizei Entwarnung.

Im ebenfalls in Nordrhein-Westfalen gelegenen Schwelm blieb am Mittwoch ein Gymnasium wegen einer Amoklauf-Schmiererei auf einer Mädchentoilette geschlossen. Zwei Vertreter der Bezirksregierung redeten mit den Lehrern, sonst passierte nichts. Die Internetwache der NRW-Polizei, die wenige Wochen nach dem Amoklauf von Emsdetten vor einem Jahr eingerichtet wurde, hat seitdem mehr als 1800 Hinweise auf verdächtige Netzinhalte bekommen. „Aus meiner Sicht wird die Internetwache gut angenommen“, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA), Scheulen. dpa

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