Königin Elizabeth II.: „Unerschütterlicher Eckstein“

Es war wie vor Hunderten von Jahren, als die Queen am Dienstag in einem der ältesten Gebäude Großbritanniens, der 1097 unter Eduard dem Bekenner gebauten Westminster Hall, huldvoll die „loyalen Ansprachen“ ihrer höchsten parlamentarischen Diener entgegennahm.

Früher wurde bei solchen Staatsauftritten um die Macht zwischen Parlament und König gerungen, eine Königin hätte vielleicht einen mit Walfischknochen versteiften Reifrock und eine gepuderte Hochfrisur getragen. Nun trug die Queen einen limonengelben Mantel mit passendem Hut, neben ihr Prinz Philip im Cutaway, und die Harmonie hätte nicht größer sein können.

Die Mitglieder beider Kammern des Parlaments hatten 85 000 Pfund gesammelt und der Queen zum 60. Thronjubiläum Glasfenster mit dem königlichen Wappen anfertigen lassen, die nun in die Fensterfront der Halle montiert werden. „Wenn diese wunderbaren Fenster ein bisschen Farbe in diese altehrwürdige Stätte bringen, bin ich zufrieden“, bedankte sich die Queen.

Parlamentssprecher John Bercow nannte sie eine „Kaleidoskop-Königin in einem Kaleidoskop-Land“, in dem die Untertanen respektiert werden, „egal, wie sie leben, wie sie aussehen, wie sie lieben“ – eine etwas gekünstelte Anspielung auf den Streit um die geplante Neudefinition des Begriffes „Heirat“, der auch Schwulenehen umfassen soll.

Die Queen rühmte das Parlament als „unerschütterlichen Eckstein unserer Verfassung und unserer Lebensart“ und würdigte die britischen Tugenden, „Zähigkeit, Einfallsreichtum und Toleranz“. In einer Zeit, der mehr am Außergewöhnlichen als dem „würdigen Rhythmus des Lebens“ liege, sei es gut, dass sie erst die zweite Monarchin sei, die ein 60-jähriges Thronjubiläum feiere.

Die größte Liebesgeschichte im Kensington-Palast

Die Zeremonie war der erste festliche Höhepunkt der Veranstaltungen zum „Diamantjubiläum“. Das Festjahr läuft auf vollen Touren. Die Queen hat die erste Grafschaft besucht. Im Jubiläumsjahr werden all ihre Besitzungen, Dominions und Territorien in Großbritannien und Übersee von ihr oder einem Mitglied der königlichen Familie besucht. Prinz Harry war bereits in der Karibik. Am Montag hielt die Herzogin von Cambridge, Kate Middleton, ihre erste öffentliche Rede und war so nervös, das sie bei einigen Worten lispelte.

„Es ist meine aufrichtige Hoffnung, dass dieses Diamantjubiläum für Menschen im ganzen Land eine Gelegenheit wird, im Geist der Nachbarschaft zusammenzukommen und ihre Gemeinschaft zu feiern“, sagte die Queen. Zwei Monate vor dem eigentlichen Feier-Wochenende Anfang Juni gibt es schon mehr Anmeldungen für „Street Parties“ als beim „Golden Jubilee“ 2002. Nächste Woche wird als Teil der Jubiläumsfeiern Kensington Palace für die Öffentlichkeit geöffnet. Für zwölf Millionen Pfund ist der neue „People’s Palace“ renoviert worden – eine Anspielung auf seine berühmteste Bewohnerin, Prinzessin Diana. Hier wurden nach ihrem Tode hunderttausende Blumensträuße abgelegt. Nun ist Diana ein kleines Boudoir mit einigen Kleidern in Vitrinen gewidmet. Vorne im Palast ist ein schummriges Palastmuseum entstanden, hinten, fern neugieriger Augen, fungiert das Schloss weiter als „königliches Dormitorium“.

Kate und Prinz William, der hier mit seiner Mutter Diana seine Kindheit verbrachte, werden die ehemalige Wohnung von Prinzessin Margaret als Londoner Stadtwohnung beziehen. Wenn William vom Dienst auf den Falkland Inseln zurückkehrt, wollen der Herzog und die Herzogin von Cambridge „versuchen, eine Familie zu gründen“, ließ Kate durchblicken.

Die größte Liebesgeschichte begann im Kensington Palast am 18. Mai 1836, als die 16-jährige Prinzessin Victoria im Treppenhaus zum ersten Mal ihren zukünftigen Mann, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha sah. „Er ist ausnehmend hübsch, seine Augen sind groß und blau, er hat eine schöne Nase und einen sehr süßen Mund“, schrieb sie in ihr Tagebuch. Die Ausstellung endet mit einer Vitrine mit Victorias Trauerkleidung. Als sie 1897 mit einer Kutschenprozession ihr diamantenes Jubiläum feierte, war sie schon 36 Jahre Witwe und trauerte immer noch. Erst im September 2015 wird Queen Elizabeth II. ihre Ururgroßmutter Victoria als längstgediente Monarchin ablösen.