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Kollision: Zahl der Opfer des Zugunglücks in China steigt

Beim schwersten Zugunglück in China seit mehr als zehn Jahren sind mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen. Rund 420 weitere seien verletzt worden, als zwei Passagierzüge in der östlichen Provinz Shandong zusammenstießen.

Nach ersten Ermittlungen soll ein aus Peking kommender Expresszug in der Nähe der Stadt Zibo entgleist und mit einem Passagierzug kollidiert sein. Der Unfall weise auf menschliches Versagen hin, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Ein terroristischer Hintergrund werde ausgeschlossen. Im Vorfeld der Olympischen Spiele hatten die chinesischen Behörden vor möglichen Terroranschlägen gewarnt.

Der Expresszug aus Peking war auf dem Weg in die Hafenstadt Qingdao, in der im August der Segelwettbewerb der Olympischen Spiele stattfinden wird. Er stieß laut Staatsfernsehen mit einem anderen Passagierzug zusammen, der von der Hafenstadt Yantai in Shandong nach Suzhou in der Provinz Jiangsu unterwegs war. Unter den Toten seien keine Ausländer, wurde ein Sprecher des Eisenbahnministeriums zitiert. Von den Verletzten erlitten Dutzende schwere Verwundungen.

Waggons stützten vom Bahndamm

Die Kollision ereignete sich am frühen Morgen (04.40 Uhr Ortszeit/22.40 Uhr MESZ). Etwa zehn Waggons stürzten vom Bahndamm in die Tiefe, wie auf Fotos zu sehen war. Am Unglücksort kam es zu dramatischen Szenen. Viele Passagiere kletterten aus den teilweise umgestürzten, zerstörten Waggons, am Boden lagen blutbefleckte Bettlaken. "Ich habe ein Mädchen gesehen, das seinem Freund aus dem Zug helfen wollte, aber er war tot", sagte ein Passagier. Eine andere Überlebende erklärte, sie habe zum Zeitpunkt des Unfalls geschlafen. Plötzlich sei der Zug mit einem Ruck stehengeblieben. Nach ein oder zwei Minuten sei er wieder weitergefahren, dann aber umgestürzt, sagte die 38-Jährige. 

Eine Website zeigte Fotos von Überlebenden, die neben den Zugwracks saßen. Einige waren in weiße Betttücher gehüllt, um sich vor der morgendlichen Kälte zu schützen. Zeitweilig hätten so viele Menschen mit dem Handy telefonieren wollen, dass die Leitungen zusammengebrochen seien, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.

Direktor aufgrund des Unglücks entlassen

Am Unglücksort waren mehr als 700 Sanitäter und Ärzte sowie 130 Krankenwagen im Einsatz. Die Opfer wurden in insgesamt 19 Krankenhäuser gebracht. Hotels bereiteten sich darauf vor, die Verwandten der Opfer aufzunehmen. Die wichtige Bahnverbindung zwischen der Hauptstadt von Shangdong, Jinan, und Qingdao war bis auf weiteres unterbrochen.

Als erste personelle Konsequenz aus dem Unglück wurde der Direktor der regionalen Bahnvertretung in Jinan entlassen. Auch der Chef der Kommunistischen Partei in dem Büro musste laut Xinhua seinen Hut nehmen. Eisenbahnminister Liu Zhijun und Vize-Regierungschef Zhang Dejiang besichtigten den Unfallort, um die Rettungsarbeiten zu beaufsichtigen. Liu ordnete Ermittlungen an.

Bei einem der schwersten Zugunglücke der vergangenen Jahre in China waren 1997 insgesamt 126 Menschen getötet worden, als zwei Züge in der zentralen Provinz Hunan zusammenstießen. Mehr als 200 Menschen wurden damals verletzt. (dm/AFP)

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