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Panorama: Koloss von Rügen unterm Hammer

Eine der größten gebauten Hinterlassenschaften der Nazis kommt jetzt teilweise unter den Hammer. Sie wird allerdings nicht abgerissen.

Eine der größten gebauten Hinterlassenschaften der Nazis kommt jetzt teilweise unter den Hammer. Sie wird allerdings nicht abgerissen. Die Bundesvermögensverwaltung in Rostock lässt die Ruinen des einst für 20 000 Gäste geplanten Kraft-durch-Freude-Bads in Prora auf Rügen versteigern. Das Mindestgebot für 766 000 Quadratmeter Wald und Gebäude samt sechs Etagen hoher kaputter Rohbauten soll am 23. September 125 000 Euro betragen. Wer auch immer neuer Eigentümer wird, kann auf dem Gelände entlang Deutschlands wohl schönstem Strand auf keinen Fall neu bauen. Das verbietet die zuständige Gemeinde Binz.

Auf jeden Fall aber muss er die Ruinen erhalten. Sie stehen unter Denkmalschutz. In acht lang gezogenen Blöcken, jeder 500 Meter lang, wollte die Reichsarbeitsfront die „Volksgenossen“ in damals sehr modernen Zimmern mit Seeblick preisgünstig Urlaub machen lassen. 1936 rückten die Bauarbeiter an. Als sie mit Kriegsbeginn 1939 abgezogen wurden, war nur der Rohbau fertig. Nach dem Krieg versuchte die Rote Armee recht erfolglos, den nördlichen Teil der Anlage zu sprengen. In den südlichen Teil zog die Nationale Volksarmee ein. Das Gelände wurde Sperrgebiet.

Seit 1994 gehört Prora dem Bund. Lange Zeit versuchte er, den Komplex als Ganzes an den Mann zu bringen. Inzwischen gibt es konkrete Pläne für einige der südlichen Blöcke. Inzwischen ist Klaus Winands vom Landesamt für Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern froh über jede Nutzung des Kolosses: „Ohne Nutzung wäre der Verfall absehbar.“ Die Binzer schauen derweil argwöhnisch auf jede potenzielle touristische Konkurrenz.

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