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Panorama: Kommt El Nino wieder?

Das geheimnisvolle Wetterphänomen bringt meist Unheil in Südamerika LIMA (AP).Anfang Juni fing der 58jährige Fischer Narciso Gomez einen Steinwurf weit vor dem Hafen von Lima zwei Hammerhaie.

Das geheimnisvolle Wetterphänomen bringt meist Unheil in Südamerika LIMA (AP).Anfang Juni fing der 58jährige Fischer Narciso Gomez einen Steinwurf weit vor dem Hafen von Lima zwei Hammerhaie.Der kapitale Fang, über den sich anderswo mancher Fischer oder Hobbyangler gefreut hätte, wurde von den Bewohnern der Küste vor der peruanischen Hauptstadt nicht mit guten Gefühlen betrachtet.Denn der Hammerhai kommt als typischer Warmwasserfisch in den normalerweise kalten Küstengewässern Perus nicht vor.Sein Erscheinen unmittelbar vor der Küste wird von den Peruanern deshalb als Anzeichen dafür gewertet, daß El Nino zurückkommt, jene gefürchtete Warmwasserströmung, die meist Unheil mit sich bringt. Das immer noch weitgehend rätselhafte Naturphänomen bringt das gesamte natürliche Gleichgewicht vor der peruanischen und ecuadorianischen Küste durcheinander und hat weltweite Auswirkungen.Ob es auch universelle Ursachen hat, darüber streiten sich die Experten.Auf jeden Fall ist El Nino nicht so harmlos, wie sein Name, die spanische Bezeichnung für das Christuskind, nahelegt.Diesen trägt er nur deshalb, weil er sich meist um die Weihnachtszeit in voller Stärke präsentiert. El Nino ist eine alle vier bis sieben Jahre wiederkehrende Klimaanomalie, die durch die Wanderung großer Warmwassermassen aus einem Seegebiet östlich von Australien an die südamerikanische Pazifikküste ausgelöst wird.Dort angekommen verändert sie den Verlauf des kalten Humboldtstroms, der normalerweise das dortige Klima bestimmt.Es entstehen heftige Stürme und Unwetter, die ganze Landstriche verwüsten und selbst in der sonst staubtrockenen Atacamawüste zu sintflutartigen Regenfällen führen.Im Meer wird die Zufuhr nährstoff- und sauerstoffreichen Kaltwassers unterbrochen, was ein katastrophales Fisch- und sogar Seevögelsterben zur Folge haben kann.Aber nicht nur in Südamerika macht sich El Nino bemerkbar, auch in so entfernten Weltgegenden wie Indonesien führt er zu Turbulenzen. Die Bewohner des peruanischen Küstendorfes Chulliyachi erinnern sich noch mit Grausen an das Jahr 1983.Damals legte der bisher stärkste Nino dieses Jahrhunderts das ganze Dorf in Schutt und Trümmer.Die Bevölkerung verließ fluchtartig den Ort, dessen Straßen sich in reißende Flüsse verwandelt hatten und wo sechs Meter hohe Wellen ganze Häuser ins Meer rissen.Der Fischer Jose Guadalupe bekreuzigt sich noch heute regelmäßig, wenn er auf seinem täglichen Weg zu seinem Boot an den sandgefüllten Überresten seines Elternhauses vorbeikommt.Beim Jahrhundert-Nino 1982/83 versank der Norden Perus in Wassermassen und Schlammlawinen, während es im Süden zu einer katastrophalen Dürre kam. Damals erwärmte El Nino das Wasser vor der Küste Perus und Ecuadors um bis zu zehn Grad über normal.Zur Zeit liegt die Wassertemperatur in Peru zwischen drei und fünf Grad höher als im Normalfall und hat steigende Tendenz.Wie stark der neue Nino wird, können die peruanischen Meteorologen erst im September voraussagen.Im Dezember sollen die Unwetter beginnen.

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