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Esther C. Kongo

© dpa

Kongo: Esther Carlitz endlich gefunden

Die 23-Jährige ist wohlbehalten zurück: Das Max-Planck-Institut bestätigte vor wenigen Minuten, dass Esther Carlitz von einem Suchtrupp angetroffen wurde und sich bereits auf dem dem Weg zurück ins Camp befinde. Die Leipziger Studentin war vor fast zwei Wochen verschollen, als sie im Dschungel das Leben von Bonobo-Schimpansen erforschen wollte.

Jetzt ist es offiziell: Esther Carlitz wurde von einem Forschungstrupp des Max-Planck-Institutes gefunden. Damit ist die seit zwölf Tagen laufende und vom Institut für koordinierte Suchaktion zu Ende. Das Team des MPI hatte mit Unterstützung der einheimischen Bevölkerung den Regenwald in einem Umkreis von mehr als 50 Kilometern durchkämmt. Zeitweilig waren mehr als 50 Personen an der Suchaktion vor Ort beteiligt.

Die Mitarbeiter des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie zeigten sich am Montag und Dienstagvormittag auf Nachfrage von tagesspiegel.de zunächst entrüstet über die in den Medien verbreitete Nachricht, die sich auf die Aussage des Afrikaexperten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion stützt. Hartwig Fischer hatte am Montagnachmittag gesagt, die 23-jährige Affenforscherin Esther Carlitz sei von einer Gruppe Priester im Nationalpark entdeckt worden. "Die Nachricht war wie ein Schlag ins Gesicht", meinte Institutssprecherin Sandra Jacob und erklärt, dass zwar die Sichtung einer weißen Frau bestätigt werden konnte, es jedoch nicht verifiziert worden ist, dass es sich wirklich um Carlitz handelt.

Das Auswärtige Amt bestätigte die Angaben zunächst des Afrikaexperten, gab aber an, selbst noch keinen Kontakt zu der Studentin gehabt zu haben. Ein Ministeriumssprecher erklärte, die UN-Mission im Kongo (MONUC) habe die seit mehr als einer Woche vermisste Leipziger Studentin Esther Carlitz "positiv identifiziert". Sie sei gesundheitlich geschwächt, es gehe ihr den Umständen entsprechend aber gut.

Keine internationale Unterstützung

In einer Pressemitteilung vom Montag widerspricht das Institut dieser Meldung. Es deute zwar vieles darauf hin, dass es sich bei der gesichteten Frau um die Studentin handelt, dennoch kann dies nicht offiziell bestätigt werden. Auch dass es sich bei dem abgefangenen Funkspruch um eine Gruppe von Priestern handele, sei noch unklar.

"Wir organisieren die gesamte Suche allein. Internationale Unterstützung haben wir nicht", so Sprecherin Jacob weiter. "Wir versuchen jetzt die möglichen Wege abzulaufen, die Esther Carlitz auch gelaufen sein könnte. Die Suche gestaltet sich wegen des undurchsichtigen Regenwaldes allerdings nicht ganz einfach." Jacob betonte, dass die dort anwesenden Suchtrupps und Forscher des Max-Planck-Instituts jedoch über sehr gute Ortskenntnisse und Verbindungen zu Einheimischen verfügten. Bereits seit 20 Jahren sei das Institut dort schon aktiv.

Trotzdem zeigte sich die Familie der jungen Deutschen am Montag erleichtert. Der Dankgottesdienst im sächsischen Thallwitz ist schon geplant. Aber er werde am Samstag nur gefeiert, wenn bis dahin "die endgültige, schriftliche Bestätigung" kommt, sagte Martin Carlitz in seiner Heimatgemeinde am Montag. Schon am Samstagabend habe es die ersten Gerüchte gegeben, dass Esther wohlbehalten aufgespürt worden sei, sagt er. Von einer SMS redet Carlitz, in der die Worte "white woman" und "well" gestanden haben sollen.

Missionare sendeten Funkspruch

Nach Angaben des Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hatten Blauhelmsoldaten bereits in der Nacht zum Sonntag den Funkspruch eines Missionars abgefangen. Demnach soll eine junge weiße Frau in einem Dorf 100 Kilometer südlich des Forschungscamps Liu Kotal im Salonga National Park gesichtet worden sein. Sie sei aber nicht in dem Dorf geblieben, sondern weiter gelaufen. Daraufhin wurde die Suche nach der Studentin nochmals verstärkt.

Dass die 23-jährige Biologiestudentin seit ihrem Verschwinden 100 Kilometer gelaufen ist, sei nicht unrealistisch. Die Forscher könnten Strecken von bis zu 25 Kilometer täglich zurücklegen. Zudem biete der Regenwald ausreichend Nahrung und Trinkwasser, um zu überleben.

Suchhundegruppe kommt zu spät

Nach Angaben des Max-Planck-Instituts beherbergt das Lager Liu Kotal im Südwesten des Nationalparks gewöhnlich zehn Forscher. In den vergangenen Tagen habe eine 50 Mann starke Suchmannschaft aus Forschern und Einheimischen nach Esther Carlitz gesucht. Zudem sei aus Deutschland eine Suchhundegruppe der Johanniter mit fünf Hunden und sieben Hundeführern eingeflogen. Offenbar wollen sie Esther Carlitz nun entgegengehen.

Die Affenforscherin hatte sich am 22. Mai mit einem Assistenten von ihrem Camp aus in den Wald begeben, um Nester von Zwergschimpansen (Bonobos) zu sichten. Beide Forscher waren mit Karten, Kompass und Satellitenpeilgerät ausgerüstet. Entgegen der strikten Anweisung, sich nicht voneinander zu trennen, machte sich die Frau aber allein auf den Weg zurück ins Camp. Seitdem wurde sie vermisst. Esther war Ende Mai in das Forscher-Camp "Lui Kotal" im afrikanischen Salonga-Nationalpark gereist, um dort ihre Diplomarbeit vorzubereiten. (nal/ut/iba/ddp/dpa/AFP)

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