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Panorama: Kosmischer Tratsch: Der Planet von nebenan

Es gibt Menschen, die sitzen 20 Jahre lang am Küchenfenster, um zu verfolgen, was in der Wohnung des Nachbarn vor sich geht. William Cochran von der Universität von Texas gehört zu dieser Spezies.

Es gibt Menschen, die sitzen 20 Jahre lang am Küchenfenster, um zu verfolgen, was in der Wohnung des Nachbarn vor sich geht. William Cochran von der Universität von Texas gehört zu dieser Spezies. Allerdings hat er nicht alleine am Fenster gesessen, sondern auch andere für sich gucken lassen. Er gab ihnen drei Ferngläser an die Hand und erhielt sechs voneinander unabhängige Nachbarschaftsprotokolle. Am Montag verkündete Cochran stolz auf einer Tagung in Manchester: Der Nachbar hat ein Kind, einen fetten Sohn!

Das Ergebnis der ausgiebigen Recherche klingt dürftig, in astronomischen Kreisen ist es eine kleine Sensation: Am Rocksaum unseres Nachbarsterns Epsilon Eridani, nur zehn Lichtjahre entfernt, hängt ein dicker Planet. Der wohl unbewohnbare Gasriese gleicht unserem Jupiter und ist allenfalls etwas jünger als unser Größter, wie langjährige Beobachtungen am McDonald Observatorium und anderen Teleskopen ergeben haben. Das war schon fast alles, was Cochran erzählen konnte. Dem kosmischen Nachbarschaftstratsch hat er damit jedoch kräftig Vorschub geleistet. Denn so viel Astronomen auch über ferne Galaxien herausgefunden haben - unsere zehn nächsten Nachbarsterne, zu denen Epsilon Eridani zählt, sind uns nahezu fremd.

Wir wissen nicht, ob Proxima Centauri, der Stern von nebenan, mit einem marsianischen Sprössling Karussell fährt oder Sirius A mit einer venusgleichen Tochter. Kreist vielleicht sogar irgendwo in nächster Nähe eine zweite Erde, ein bewohnter Planet, um einen Nachbarstern?

Die Teleskope könnten bald gut genug sein, um unseren Nachbarn erfolgreich in die Kinderstube zu schauen. Bisher aber gibt es kein einziges Bild eines Planeten außerhalb des Sonnensystems. "Es wäre schön, ein solches Bild zu machen", sagt Josef Fried vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Dann könnte man Gestalt und chemische Zusammensetzung des Himmelskörpers erkennen. "Aber es ist extrem schwierig, weil der Helligkeitskontrast zwischen Sternen und Planeten zu groß ist", sagt Fried. Der Stern überstrahlt alles. Aber Infrarotbeobachtungen bieten für die nahe Zukunft gewisse Erfolgsaussichten.

Den Begleiter von Epsilon Eridani hat William Cochran nie direkt zu Gesicht bekommen. Der kleine Dicke hat sich nur dadurch zu erkennen gegeben, dass er den hellen Stern zum Wackeln brachte: Dieses Taumeln, eine Geschwindigkeitsänderung, die dem Tempo eines Radfahrers entspricht, galt es zu registrieren - und das aus einer Entfernung von zehn Lichtjahren, also rund 100 Billionen Kilometern. Die anderen rund 50 bisher nachgewiesenen extrasolaren Planeten sind sogar noch weiter von uns weg.

Das beschriebene Nachweisverfahren ist dazu geeignet, sehr große, dem Jupiter ähnliche Gasplaneten aufzuspüren. Kleine Planeten vermögen ihrer geringen Schwerkraft wegen nicht stark am Rockzipfel des Muttersterns zu zerren. Bei der Tagung der Internationalen Astronomischen Vereinigung in Manchester berichteten Forscher nun allerdings auch von der Entdeckung zweier Planeten, die nur etwa so groß sind wie Saturn. Sie kreisen beide um einen 141 Lichtjahre entfernten Stern. Es ist das zweite Mal, dass Astronomen gleich mehrere Planeten in der Nähe eines Sterns nachgewiesen haben: ein kleines Planetensystem.

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