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Frittierfett

© dpa

Kraftstoff: Biosprit zum Selbermachen

Aus altem Fish-and-Chips-Fett wird Kraftstoff fürs Auto - In England belegen immer mehr Menschen Kurse zur Herstellung von Biosprit. Der Grund: Sie wollen Geld sparen und umweltbewusst leben.

Frittierfett genießt keinen guten Ruf: es ist ungesund und macht dick. Doch gerade umweltbewusste Konsumenten, die meist auch auf gesunde Ernährung achten, verhelfen der Kalorienbombe zu einem neuen Image. Mit relativ einfacher Technik kann Pflanzenfett in Biodiesel verwandelt werden, mit dem Autofahrer das Klima schonen und nebenbei Geld sparen können.

In Deutschland gibt es längst Firmen, die gebrauchtes Frittenfett aus Restaurants und Imbissen abholen, um es in Biokraftstoff zu verwandeln. In Großbritannien erfreuen sich Kurse, bei denen Privatleute die Herstellung von Biodiesel lernen, wachsender Beliebtheit.

Der Verein Lili (Low-Impact Living Initiative), der sich für ein umweltbewusstes Verhalten in allen Bereichen des Lebens einsetzt, hat bereits tausend Menschen in Großbritannien gezeigt, wie aus altem Fish-and-Chips-Fett ein Kraftstoff fürs Auto wird. Die steigenden Ölpreise haben das Interesse an den Kursen noch verstärkt. "Ich möchte Geld sparen, ich möchte nicht in die Lage kommen, mangels Geld nicht mehr Autofahren zu können", sagt Mike Kempton, der mit Gleichgesinnten ein Seminar in Winslow bei Oxford belegt hat.

Wie in einem Kochkurs

Ausgerüstet mit Schutzbrillen und Plastikhandschuhen folgen die Teilnehmer den Ausführungen von Jon Halle von der Firma Goldenfuels. Halle gibt einen Grundkurs in Chemie und erläutert, wie aus einem Liter benutztem Pflanzenöl und Methanol ein Liter Biokraftstoff. Noch haben einige der Laien mit praktischen Schwierigkeiten zu kämpfen. "Einige Teilnehmer haben keine Ahnung von Chemie, andere sind Chemiker, aber alle werden es hinterher können." Die Herstellung sei nicht ganz ungefährlich, räumt der Dozent ein. "Wir verwenden schließlich gefährliche chemische Produkte und Strom." Man müsse einfach ein wenig aufpassen. "Es ist wie Kochen, nur in einem größeren Rahmen."

Kursteilnehmer Matthew Stephens sagt, er wolle sich "grün" fühlen. Er versuche, umweltbewusst zu leben, sei aber in seiner ländlichen Heimat Lincolnshire auf das Auto angewiesen. "Wenn ich Biodiesel benutze, werde ich mich viel besser fühlen, weil es fast kein Kohlenstoffdioxid ausstößt", meint Stephens. Unter den Teilnehmern sind auch ein Schornsteinbauer, der viel mit seinem Kleinlaster unterwegs ist, und ein Autovermieter.

Eine Anschaffung, die sich lohnt

Kraftstoff aus Pflanzenöl stößt 75 Prozent weniger CO2 aus als Mineralöl. Für Dieselmotoren ist keine Umrüstung nötig - allerdings ist die Ausrüstung für die Herstellung recht teuer. Zwischen rund 1200 und 2500 Euro kosten die Geräte, hinzukommen 19 Cent pro Liter Kraftstoff für die chemischen Zusätze. Privatleute brauchen ein Jahr, bis sich die Anschaffung lohnt.

In Großbritannien ist die Herstellung von bis zu 2500 Litern Biodiesel für den Privatverbrauch steuerfrei. Deutschland macht dagegen keinen Unterschied zwischen Privatleuten und Unternehmen. Die Steuerbegünstigung für Biodiesel und Pflanzenöl als Kraftstoff wurde hierzulande aufgehoben. Ab August 2006 wurde Biodiesel mit neun Cent pro Liter noch gering besteuert. Doch seit diesem Jahr wird die Steuer jährlich erhöht, bis sie 2012 rund 45 Cent pro Liter beträgt. Zum Vergleich: Auf fossilen Diesel werden 47,04 Cent Steuern pro Liter erhoben.

Die britische Firma Greenfuels beobachtet trotz der relativ hohen Anschaffungskosten eine steigende Nachfrage. "Wir wachsen von Jahr zu Jahr", sagt Firmenchef Colin Hygate. "In vier Jahren ist unser Jahresumsatz von 100.000 Pfund auf zwei Millionen Pfund (126.582 auf 2,5 Millionen Euro) gestiegen." Täglich riefen immer mehr Interessenten an. "Wir mussten zusätzliches Verkaufspersonal einstellen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden", sagt Hygate. In britischen Fish-and-Chips-Buden dürften in Zukunft also immer mehr Öko-Konsumenten auftauchen, die auf Frittierfett lauern. (sgo/AFP)

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