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Albert Schweitzer. Sein Krankenhaus in Lambaréné ist vom Verfall bedroht - unweit seiner Klinik wird eine neue gebaut.

© dpa

Krankenhaus von Lambaréné: Albert Schweitzers Klinik in Gabun ist bedroht

Im Krankenhaus von Lambaréné inmitten des tropischen Regenwalds von Gabun lebt bis heute die Erinnerung an den deutsch-französischen Arzt und Theologen Albert Schweitzer fort. Doch hundert Jahre nach seiner Ankunft in dem Dorf am Ufer des Ogooué-Flusses im Juli 1913 ist sein Krankenhaus vom Verfall bedroht.

Noch ist das Krankenhaus von Lambaréné, geschaffen vor rund 100 Jahren inmitten des tropischen Regenwalds von Gabun von dem deutsch-französischen Arzt und Theologen Albert Schweitzer, voll in Betrieb. Doch die Geräte sind veraltet und Gebäude dringend renovierungsbedürftig. Die Spenden und die Subventionen des Staates Gabun reichen längst nicht mehr, um den Betrieb zu sichern. Hundert Jahre nach seiner Ankunft in dem Dorf am Ufer des Ogooué-Flusses im Juli 1913 ist Schweitzers Krankenhaus vom Verfall bedroht.
"Es macht mich stolz, dieses Krankenhaus zu leiten“, sagt sein Direktor Antoine Nziengui. Doch zugleich verweist er darauf, dass es auf Dauer wirtschaftlich funktionieren muss, um überleben zu können. „Wir behandeln hier alle Patienten, auch wenn sie nicht dafür zahlen können. Es ist gut, sozial zu handeln, aber das kommt uns heute teuer zu stehen“, sagt Nziengui. Noch immer kommen jedes Jahr rund 20 000 Patienten aus verschiedenen Teilen des Landes zur Behandlung in die berühmte Klinik, und Gabun hat beantragt, sie auf die Welterbeliste zu setzen.

Angefangen hatte alles 1913 mit einem alten Hühnerstall aus Wellblech, den Schweitzer nach seiner Ankunft mit seiner Ehefrau Helene von der örtlichen protestantischen Missionsstation übernahm. Damals lag der von Moskitos verseuchte Ort in einer der wildesten Gegenden des französischen Kolonialreichs. Über die Jahrzehnte aber baute der engagierte Arzt und überzeugte Christ in dem rund 250 Kilometer von der Hauptstadt Libreville entfernten Ort eine weitläufige Klinik-Siedlung auf, die er bis zu seinem Tod 1965 betrieb.

In den alten Häusern der Klinik lebt noch heute ein Teil des Personals. Auch die Leprastation existiert noch, auch wenn dort nur noch 17 Kranke behandelt werden. „Wir wollten die Ethik des Respekts vor dem Leben bewahren, die Schweitzer so wichtig war. Selbst die Mücken sollte man nicht töten“, erklärt Sylvia Nyoundou, die Besucher durch das etwas verstaubte Museum führt, das in Schweitzers früherem Wohnhaus eingerichtet wurde und in dessen Nähe auch sein Grab ist.

In dem Museum finden sich zahlreiche deutschsprachige Bibeln und eine Orgel: Schweitzer war nicht nur promovierter Theologe und Mediziner, sondern auch studierter Organist. Um Spenden zu sammeln, tourte er regelmäßig mit Orgelkonzerten durch Europa. Schweitzer war 1875 im Elsass geboren, das damals zum Deutschen Reich gehörte. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Deutscher von Frankreich interniert, anschließend nahm er die französische Staatsbürgerschaft an. Er selbst sah sich als Elsässer und Weltbürger.

Gabun ist bis heute stolz auf das Erbe des „Großen Weißen von Lambaréné“, der für sein Engagement 1952 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Auch wenn seine autoritäre und patriarchalische Haltung gegenüber den „Eingeborenen“ heute mitunter auf Kritik stößt, will Gabuns Präsident Ali Bongo Ondimba, dass das Erbe Schweitzers „weiter leuchtet“. Anstatt in die bestehende Klinik zu investieren, ließ die Regierung allerdings 2009 am anderen Ende der Stadt ein neues Krankenhaus errichten. "Das alte Krankenhaus ist unser Erbe, hier wollen sich die Menschen behandeln lassen“, beklagt eine Schwester. „Ich verstehe nicht, warum man es nicht modernisiert hat, anstatt ein neues zu gründen.“ So verfällt die alte Klinik, während zugleich wenige Kilometer entfernt ein brandneues Medizinzentrum entsteht. Kürzlich kündigte Präsident Ondimba an, bis zum Jahresende auch noch ein Forschungszentrum für Tropenkrankheiten zu gründen. Den 100. Jahrestag von Schweitzers Ankunft will er am kommenden Wochenende trotzdem gebührend feiern. (AFP)

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