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Krankheitswelle: Robert-Koch-Institut: Gehäufte Masernfälle

In Deutschland und Europa häufen sich die Masern. Insbesondere die Jugendlichen schützten sich nicht genügend gegen die gefährliche Krankheit. In Hamburg registrierten die Behörden einen ungewöhnlichen Anstieg von Krankheitsfällen.

Angesichts erneut steigender Masernfälle fordert das Robert Koch-Institut (RKI) dringend zur Schutzimpfung auf. Es gebe derzeit deutlich mehr Fälle als in den vergangenen Monaten, teilte das Institut am Montag mit. "Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit", sagte RKI-Präsident Jörg Hacker. Laut RKI gab es 2007 in Deutschland 566 Fälle, ein Jahr später 916. Bis Anfang Februar seien dem RKI bundesweit 83 Erkrankungen gemeldet worden. Vor dem Hintergrund größerer Masernausbrüche in Europa über Ländergrenzen hinweg verlangte die Weltgesundheitsorganisation WHO das zügige Einsetzen neuer Impfprogramme.

Deutschland hat sich gemeinsam mit der WHO das Ziel gesetzt, die Masern auszurotten. Doch dafür reichen die Impfquoten derzeit noch nicht aus. Am 5. März beginnt in Mainz die erste Nationale Impfkonferenz, auf der Experten mit einer gemeinsamen Strategie die Vorbeugung vor Infektionskrankheiten allgemein verbessern wollen.

Masern-Welle in Hamburg

Einen ungewöhnlich schweren Masernausbruch mit rund 100 Fällen in den kompletten ersten zwei Monaten dieses Jahres registriert derzeit die Gesundheitsbehörde in Hamburg. Wie gefährlich Masern werden kann, zeigte sich insbesondere im Jahr 2006, als es nach der Bilanz des RKI rund 2300 Masernfälle in Deutschland gab, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. Sie führten zu 7 Gehirnentzündungen, einer Hirnhautentzündung, 45 Mittelohrentzündungen, 51 Lungenentzündungen und 2 Todesfällen. 15 Prozent der Erkrankten mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Das WHO-Europabüro in Kopenhagen warnte davor, dass sich Masern als hochgradig ansteckende Erkrankung verstärkt ausbreiten, da viele Kinder entweder überhaupt nicht gegen Masern geimpft sind oder nicht die erforderliche zweistufige Impfung erhalten haben.

25 Todesfälle in Europa seit 2005

Paradoxerweise hätten Kinder in den wohlhabenderen Ländern Europas ein höheres Infektionsrisiko. Als wichtigen Grund für den Rückgang der Impfraten gerade in sonst medizinisch gut versorgten westeuropäische Ländern nannte die WHO eine "ideologisch begründete Skepsis" gegen Impfungen sowie auch den Erfolg früherer Impfprogramme.

In den vergangenen zwölf Monaten seien in Europa 8145 Masernfälle gemeldet worden. 86 Prozent davon entfielen auf nur sechs westeuropäische Länder - Deutschland, Italien, Österreich, Schweiz, Spanien und Vereinigtes Königreich - sowie Israel. Im Zeitraum 2005 bis 2008 seien in der Region insgesamt 25 durch Masern bedingte Todesfälle gemeldet worden.

Schutzimpfungen gegen Masern freiwillig

Impflücken gibt es in Deutschland vor allem bei Jugendlichen. Rund ein Viertel von ihnen hat nach RKI-Studien keinen ausreichenden Schutz gegen Masern. Bei Kindern seien die Impfquoten in den vergangenen Jahren gestiegen. Doch sie lägen mit 87 bis 95 Prozent bei beiden erforderlichen Masern-Impfungen immer noch zu niedrig, um Masern auszurotten. Auch im Vergleich zu anderen EU-Staaten gebe es in Deutschland zu viele Masernfälle. Schutzimpfungen sind in Deutschland freiwillig. Sie sind aber Pflichtleistungen der Gesetzlichen Krankenkassen. Die Praxisgebühr in Höhe von 10 Euro wird bei reinen Schutzimpfungen nicht fällig. (ml/dpa)

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