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Panorama: Kreidefelsen abgestürzt

Rügen ist um eine Attraktion ärmer: Die Wissower Klinken sind ins Meer gefallen

Am Wochenende ragten sie noch stolz in den trüben Winterhimmel und lockten Winterwanderer an, jetzt liegen sie als nasse Pampe am Strand und im seichten Ostseewasser. Die „Wissower Klinken“ auf Rügen sind Regen und Frost zum Opfer gefallen und von der Steilküste südlich des 117 Meter hohen Königsstuhls abgebrochen. Deutschlands größte Insel verlor damit über Nacht eine wichtige TouristenPilgerstätte.

Mehr als eine Million Besucher kamen im vergangenen Jahr in den Nationalpark Jasmund, auch um jene Aussicht zu genießen und zu fotografieren, die den Maler Caspar David Friedrich (1774 – 1840) zu seinem berühmten Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ inspiriert haben soll. Friedrich, der in Greifswald geborene sechste Sohn eines Seifensieders, war einer der bedeutensten Landschaftsmaler der Romantik. Er pflegte über Land zu wandern und war häufig Gast auf Rügen.

„Postkarten und Bildbände müssen nun wohl neu gestaltet werden“, sagte gestern Michael Weigelt, der Leiter des Nationalparks, und bleibt gelassen dabei. Eine Katastrophe sei der Absturz keineswegs. Eine Insel, die mit „Natur pur“ werbe, müsse auch ein im Grunde undramatisches Naturereignis wie einen Kreidefelsabbruch verkraften. „So ist der Lauf der Welt.“ Um 50000 Kubikmeter nasse Kreide kümmert sich nun die Ostsee“, sagt Weigelt. Sie wird jetzt den Strand noch ein wenig weißer färben.

Risse hatten den Abbruch seit einem Jahr vorausahnen lassen. Regenwasser hat die Kreide zunehmend durchnäßt und schwer gemacht. Die Kälte hat ihr den Rest gegeben.

Zum Lauf der Welt gehört wohl auch, dass die „Wissower Klinken“ als Caspar-David-Friedrich-Inspiration gelten, obwohl sie es kaum gewesen sein können. „Als er das Bild malte, waren sie noch mit Bäumen und Gras bewachsen“, weiß Weigelt. Vielmehr dienten die Viktoriaklippen nahe dem Königsstuhl dem Maler als Motiv. Die wenigstens stehen noch, wie eh und je. So bleibt den Touristen und Kunstliebhabern also ein Ziel, das neu entdeckt und fotografiert werden kann. Auf den Spuren von Caspar David Friedrich.

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