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Passagiere müssen an Deck schlafen. Die manövrierunfähige „Costa Allegra“.

© dpa

Kreuzfahrt: "Costa Allegra" in Piratengewässern

Das havarierte Kreuzfahrtschiff „Costa Allegra“ wird von einem Fischtrawler zu den Seychellen abgeschleppt. Die Passagiere müssen auf dem Deck schlafen, weil der Strom ausgefallen ist und die Klimaanlage nicht funktioniert.

Das in Seenot geratene Kreuzfahrtschiff „Costa Allegra“ wird abgeschleppt und soll demnächst in einem Hafen der Seychellen in Sicherheit sein. Wie bekannt wurde, dürfte dies allerdings noch bis Donnerstagmorgen dauern. Statt in den nächstgelegenen Hafen, der zu klein für die Aufnahme von etwa tausend Passagieren und Besatzungsmitgliedern wäre, soll die „Allegra“ nach einem längeren Umweg auf Mahe landen, der Hauptinsel der Seychellen.

Für den geänderten Kurs werden allerdings auch Sicherheitsgründe genannt. Die Gegend vor der afrikanischen Ostküste, wo die „Allegra“ am Montag durch einen Brand im Maschinenraum manövrierunfähig wurde, ist Seeräubergebiet. Allein in den ersten Wochen von 2012 registrierte die Internationale Handelskammer, die weltweit Piraterieakte aufzeichnet, dort vier versuchte Überfälle auf Handelsschiffe. Erst am 18. Februar scheiterte 500 Seemeilen östlich der Seychellen ein Angriff von sechs Bewaffneten auf einen Chemietanker am Widerstand der Sicherheitsleute an Bord, ähnliche Attacken waren zehn und zwölf Tage zuvor gegen einen Öltanker und ein Frachtschiff gerichtet. Die „Allegra“ scheint bisher kein Ziel von Angriffen zu sein. Der Grund dafür ist vermutlich der Beginn der Regenzeit, der den Piraten ihr Tun schwer macht.

Die Nachricht vom Brand auf dem Kreuzfahrtschiff hatte am Montag sofort weltweite Aufmerksamkeit erregt, nachdem Mitte Januar die „Costa Concordia“ derselben Reederei – sehr wahrscheinlich durch grobe Fehler des Kapitäns – vor der Toskana havariert war. Dabei kamen vermutlich 32 Menschen ums Leben. Noch sind nicht alle Leichen geborgen.

Auf der „Allegra“ mit ihren 636 Passagieren und 413 Besatzungsmitgliedern sollen aber sämtliche Sicherheitsregeln beachtet worden sein. Inzwischen sind Hubschrauber mit Nahrung, Medikamenten und anderer Hilfe unterwegs, während der 49 000-Tonner vom französischen Fischtrawler Trevignon bei sehr reduzierter Geschwindigkeit – vier Knoten – abgeschleppt wird. Weil der Brand die gesamte Stromversorgung beschädigte, fiel auch die Klimaanlage aus und die Temperatur in den Kabinen wurde unerträglich. Passagiere und Besatzung schlafen derzeit auf den Decks im Freien.

Britischen Medienberichten zufolge ist eine englische Familie von beiden Unglücksfällen betroffen: Rebecca (23) und James (19) Thomas arbeiten als Tänzer für „Costa Crociere“ – er auf der „Concordia“, sie auf der „Allegra“. Ihr Vater sagte der englischen Presse: „Ich konnte erst nicht glauben, dass schon wieder so etwas passiert ist.“ Während sein Sohn aber rasch an Land war, sei die Tochter auf dem offenen Meer – „und wir wissen nicht, was los ist“.

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