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Kultserie: Prinz Harry trifft Old Mugabe

Das britische Fernsehen setzt die Satireserie "Spitting Image" fort - als Computeranimation.

Von Markus Hesselmann

Ein neuer Held darf in diesem Ensemble nicht fehlen: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, der den Briten Stoff für Klatsch und Tratsch liefert, in den vergangenen Tagen sogar live in London, ist eine der Figuren der neuen Fernsehserie „Headcases“. Mit dem Programm setzt der Sender ITV die Tradition von „Spitting Image“ fort, der politischen Comedy-Show aus den Achtziger- und Neunzigerjahren, die auch jenseits der Insel viele Fans hatte und neben „Monty Python“ bis heute als Inbegriff britischen Humors gilt. Auch in Deutschland gab es zwischenzeitlich eine – bedingt witzige – Adaption des politischen Puppentheaters. Dem digitalen Zeitalter entsprechend, kommt „Headcases“ jetzt allerdings ohne Gummipuppen aus. Die Figuren sind diesmal Computeranimationen, sollen aber ihre Vorbilder aus dem wirklichen Leben genauso bös und überspitzt charakterisieren, wie dies ihren analogen Vorgängern gelang. Technisches Vorbild ist ein berühmter Animationsfilm: „Spitting Image trifft Toy Story“ – so kündigt ITV seine Serie an, die am 6. April beginnt und sonntagabends im britischen Fernsehen läuft.

Zum Ensemble gehören neben Sarkozy, der als eine Art Möchtegern-Elvis auftritt, auch US-Präsident George W. Bush, Simbabwes Diktator Robert Mugabe („Old Mugabe had a farm“) oder der neue russische Präsident Dmitri Medwedew, der als Handpuppe Wladimir Putins dabei sein wird. Dazu die Royals, von der Queen bis zu den Prinzen William und Harry, sowie das britische Kabinett – allerdings nur zum Teil. Denn bevor jemand bei „Headcases“ (auf gut Deutsch: „Verrückte“) zu Ehren kommt, wird dessen Bekanntheitsgrad ermittelt. Durchgefallen ist dabei ein renommierter Politiker wie Jack Straw, immerhin einst Innen-, dann Außen- und jetzt Justizminister. Ihn kennen einfach zu wenige Briten. Das trifft auch auf Angela Merkel zu. Die deutsche Kanzlerin wurde ebenfalls nicht für prominent genug befunden. Vielleicht ist sie froh darüber. Denn im kontinentalen Sinne geschmackssicher ist britische Comedy nicht immer. Innenministerin Jacqui Smith etwa hat in „Headcases“ einen Busen, der die terroristische Gefahrenlage signalisiert – mal größer, mal kleiner. Eine Anspielung darauf, dass Smith ihre Auftritte im Unterhaus schon mal gern tief ausgeschnitten absolviert.

Und was ist mit Carla Bruni, Sängerin und Frau des französischen Präsidenten, die ihren selbst nicht gerade unauffälligen Gatten beim London-Besuch gerade in den Hintergrund drängte? Bislang ist sie nicht vorgesehen. „Aber unsere Kreativen nehmen ja immer noch aktuelle Einflüsse auf“, sagt eine ITV-Sprecherin. „Also: Warten Sie ab, was kommt.“ Demnach droht womöglich auch der Bundeskanzlerin noch ein „Headcases“-Auftritt.

Doch das Tableau ist eng. Insgesamt sind 64 Figuren vorgesehen. Wie schon bei „Spitting Image“ bleibt ein Drittel für Show- und Sportstars reserviert. Die Beckhams und Englands neuer Nationaltrainer Fabio Capello treten ebenso auf wie Amy Winehouse und Pete Doherty.

Mit Texter Henry Naylor und Stimmenimitator Rory Bremner wirken zwei „Spitting-Image“-Protagonisten auch bei der Nachfolgeserie mit. Bremner ist über die Serie hinaus für seine Stimmkünste am Telefon bekannt. Zum Beispiel rief er Margaret Beckett in ihrer Zeit als Umweltministerin an. Bremner gab sich als Gordon Brown aus, damals Schatzkanzler, und brachte Beckett dazu, sich selbst auf das Peinlichste zu loben und über Kabinettskollegen herzuziehen.

Die deutschen Fans britischer Comedy müssen sich noch gedulden. Der Verkauf von „Headcases“ ins Ausland ist geplant, bei der Medienmesse Mipcom in Cannes im Oktober präsentiert ITV sein neues Programm. Im Juli erscheint die Serie auf DVD. Und unter www.itv.com/Entertainment sind schon Clips zu sehen.

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