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Panorama: Kulturrevolution, schöner Teil

Erstmals fand in China eine Miss-World-Wahl statt – die Gewinnerin Rosanna Davison ist die Tochter Chris de Burghs

Sanya (dpa). Die Irin Rosanna Davison, Tochter des Sängers Chris de Burgh, ist zur neuen „Miss World“ gekrönt worden. Die 19Jährige wurde am Wochenende bei dem internationalen Schönheitswettbewerb im Touristenzentrum Sanya auf der Insel Hainan in Südchina unter den Kandidatinnen aus 106 Ländern ausgewählt. Es war das erste Mal, dass der Wettbewerb in China stattfand. Früher wäre ein solcher Wettbewerb in China undenkbar gewesen.

Dass die „Miss World“-Wahl erstmals in China stattfand, gilt als ein Zeichen für die rasante Entwicklung der Volksrepublik vom Kommunismus zum internationalen Kommerz. Während der Kulturrevolution (1966-76) galten geschminkte Frauen noch als konterrevolutionär und dekadent. Heute geben Chinas Frauen Milliarden US-Dollar jährlich für kosmetische Produkte oder Schönheitsoperationen aus.

Vergangenes Jahr ließ die Polizei in Kanton noch einen „Miss China“-Wettbewerb platzen, angeblich weil eine Genehmigung fehlte. Trotz der Öffnung erklärte die Staatsagentur Xinhua distanziert ihren Lesern, das Thema der „Miss World“-Wahl sei „die Förderung des Weltfriedens, das Hervorheben des Persönlichkeitsbildes herausragender Frauen und Hilfe für Kinder, die unter Hunger leiden“. Selbst der Widerstand des schärfsten Gegners, der Allchinesischen Frauenvereinigung, bröckelt. Wettbewerbe, die nur Aussehen bewerten, lehnt der Verband zwar weiter ab. Doch dann heißt es auch, Wissen, Weisheit, Eleganz und moralischer Charakter sollten Vorrang haben. Doch ist 2003 das „Jahr der Schönheitswettbewerbe“, wie Zeitungen schrieben. Das Geschäft mit der Schönheit läuft. Überall entstehen Model-Agenturen. Es gab die „Miss China“, die „Miss Shanghai“ sowie zwei internationale Model-Wettbewerbe. Auch nahm das Land erstmals an allen drei großen internationalen Schönheitswettbewerben teil.

„Ich habe es nicht vorhergesehen. Ich bin geschockt“, sagte die 19-jährige Gewinnerin, die als Favoritin ins Rennen gegangen war. Sie habe erkennen können, wie „nervös“ ihr Vater bei den Ergebnissen gewesen sei. Chris de Burgh selbst sagte: „Ich bin fassungslos, aber ich bin sicher, dass wir damit leben können.“ Das Finale sei „quälend“ gewesen, sagte der Sänger.

„Miss Volksrepublik China“, Guan Qi, kam auf Platz drei. Ohne Chance blieb die 25-jährige „Miss Germany“ und Zahnarzthelferin Babett Konau aus Kiel, die die Endrunde der letzten 20 nicht erreichte.

Der Wettbewerb wurde erstmals im chinesischen Fernsehen live übertragen. Hunderte von Millionen Menschen verfolgten weltweit die Endausscheidung. Unter den Juroren waren der Hollywood-Schauspieler Jackie Chan, die „Sex and the City“-Autorin Candace Bushnell und die Präsidentin des Wettbewerbs, Julia Morley. Kurz vor der Krönung der Irin trat der britische Popstar Bryan Ferry auf.

Die neue „Miss World“ beschrieb sich selbst als „warmherzig, lebenslustig und bescheiden“. Als Tugenden, die sie an Menschen schätzt, nannte Davison „Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Treue“.

Die Irin trägt den Geburtsnamen ihres Vaters. Der Sänger heißt eigentlich Christopher John Davison, hat später aber den Namen der irischen Linie seiner Mutter übernommen. Diese Familie lässt sich bis zu Richard Löwenherz zurückverfolgen.

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