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Panorama: Kunst-Krimi um Dürer-Werke

Odyssee von Bremen über Brandenburg, Moskau, Baku, Tokio nach New YorkVON WALTER ENGEL BREMEN (Tsp).Als ein Kunst-Krimi entpuppt sich die Geschichte um wertvolle Zeichnungen alter Meister aus dem Besitz der Bremer Kunsthalle, die jetzt nach langer Fahndung in New York aufgetaucht sind.

Odyssee von Bremen über Brandenburg, Moskau, Baku, Tokio nach New YorkVON WALTER ENGEL BREMEN (Tsp).Als ein Kunst-Krimi entpuppt sich die Geschichte um wertvolle Zeichnungen alter Meister aus dem Besitz der Bremer Kunsthalle, die jetzt nach langer Fahndung in New York aufgetaucht sind.Wie am Donnerstag bekannt wurde, haben die Zeichnungen eine große Odyssee von Bremen über Brandenburg, Moskau, Baku und Tokio nach New York hinter sich. Der Fall hat die Kunstwelt in Aufregung versetzt.Es handelt sich um zwölf Zeichnungen im Wert von 18 Millionen Mark, darunter auch einige von Dürer und Rembrandt.Acht der Werke stammen den Angaben zufolge zweifelsfrei aus dem Bremer Museum.Das wichtigste ist nach Angaben der Staatsanwältin Maxine Pfeffer die Dürer-Zeichnung "Das Frauenbad", die allein einen Wert von mehr als zehn Millionen Mark habe.Eine Rembrandt-Zeichnung, die eine stehende Frau mit erhobenen Händen zeigt, wird mit fast drei Millionen Mark bewertet. Vor einem New Yorker Gericht ist der mysteriöse 60jährige Japaner Masatsugu Koga wegen des Versuchs angeklagt worden, die zu Kriegsende gestohlenen Kunstwerke aus Deutschland unberechtigt zum Verkauf angeboten zu haben. Die Zeichnungen waren 1943 von Bremen in das brandenburgische Schlößchen Karnzow ausgelagert worden, um sie zu sichern.Die New Yorker Anklagebehörden blieben nach einem Bericht der "New York Times" vom Mittwoch vage bei der Beschreibung des Übergangs in russischen Besitz.Die Kunstwerke gingen danach "schließlich verloren, nachdem die Sowjetarmee das Schloß gegen Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm".Bremer Experten vertreten dagegen die Version, daß ein Offizier namens Baldin die Zeichnungen gerettet und in seinem Tornister nach Moskau gebracht habe.Das sei für die Rechtslage wichtig, da sie so nicht offiziell beschlagnahmt worden seien und darum eigentlich unverzüglich nach Bremen zurückgebracht werden müßten. Der Japaner Masatsugu Koga hatte die Werke unter anderem der deutschen Botschaft in Tokio angeboten.Zwölf der Gemälde wurden 1993 in einem Museum in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ausgestellt.Deutsche Behörden versuchten damals, die Werke zurück in die Bundesrepublik zu holen, doch verschwanden sie wenig später.Koga habe ausgesagt, sie seien ihm in Baku zum Verkauf angeboten worden.Er habe gewußt, daß sie gestohlen worden seien.Der Japaner, der sich als schwer krank bezeichnet und den Erlös für eine Nierentransplantation verwenden wollte, hat offensichtlich kein Schuldgefühl.Er habe die Kunstwerke "aus Freundlichkeit" zurückgeben wollen, habe aber durchaus das Gefühl, dafür eine angemessene Belohnung verdient zu haben.Seine deutschen Verhandlungspartner hätten ihn "grausam getäuscht", sagte er.Die Fahnder rätseln, wer hinter dem Japaner steckt.Er soll mit einem russischen Geschäftsmann zusammengearbeitet haben.

WALTER ENGEL

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