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Kunstprozess: 14.000 Euro für Attacke auf Duchamps Pissoir

Eine Hammerattacke auf Marcel Duchamps Kunstwerk "Fountain" ist für einen Rentner in Frankreich zu einem teuren Vergnügen geworden. Ein Pariser Gericht verurteilte den Mann zur Zahlung von gut 14.000 Euro.

Paris - Wie das Pariser Berufungsgericht am Freitag entschied, muss Pierre Pinoncelli 14.352 Euro für die Reparatur des berühmten Werkes zahlen. Zudem erhielt der Rentner drei Monate Haft auf Bewährung. Er hatte am 4. Januar 2006 im Pariser Centre Pompidou mit einem Hammer auf das Pissoir eingehauen, wodurch dieses leicht beschädigt wurde. Gleichzeitig beschmierte er das 1917 erstmals ausgestellte Werk, dessen Wert auf 2,8 Millionen Euro geschätzt wird, mit dem Wort "Dada".

Pinoncelli hatte seine Tat als künstlerischen Akt und "Hommage an den Dada-Geist" rechtfertigt: Da insgesamt acht Exemplare des Duchamp-Pissoirs existierten, habe er dem Stück im Centre Pompidou seine Originalität zurückgeben wollen. Der 78-Jährige ist Wiederholungstäter: 1993 hatte er dasselbe Pinkelbecken in einer Ausstellung im südfranzösischen Nîmes beschädigt.

Das Pinkelbecken gilt als Klassiker der Moderne

Die Pissoir-Serie ist exemplarisch für das Werk des 1968 gestorbenen Künstlers Marcel Duchamps: Alltags-Gegenstände sollten ihm zufolge allein durch den erklärten Willen des Künstlers zu Kunstobjekten werden. Seine Werke bezeichnete Duchamps deshalb als "Ready-Mades". Das Pinkelbecken war das erste Werk dieser Strömung und löste bei seinem Auftauchen 1917 einen regelrechten Skandal aus. Heute gilt es als Klassiker der Moderne.

Der hammerschwingende Pinoncelli kam dieses Mal immerhin billiger davon als in der ersten Instanz: Das Pariser Strafgericht hatte den militanten Rentner zunächst auch zu einer Schadenersatzzahlung von 200.000 Euro an das Museum verurteilt. Das Berufungsgericht lehnte dies als nicht zulässig ab. (tso/AFP)

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