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Panorama: Kunstwälle sollen Venedig vor Hochwasser schützen

Was die Sache genau kosten wird, darüber gibt es nur Vermutungen. Die Befürworter von "Mose" sprechen von vier Milliarden Euro.

Was die Sache genau kosten wird, darüber gibt es nur Vermutungen. Die Befürworter von "Mose" sprechen von vier Milliarden Euro. Die Gegner befürchten hingegen mindestens doppelt so hohe Kosten.

Die Rede ist von Italiens größtem Bauprojekt der letzten hundert Jahre. "Mose" heißt zu Deutsch "Moses" und soll die Lagunenstadt Venedig vor gefährlichen Hochwassern bewahren. Das in den nächsten Jahren zu realisierende System, das Donnerstagabend von der italienischen Regierung genehmigt wurde, funktioniert ganz einfach. Die Lagune von Venedig wurde in der Vergangenheit durch Steinwälle vor hohem Wasser geschützt. Diese Wälle wurden jahrhundertelang von den Dogen instand gehalten. Seit über 200 Jahren aber verfallen sie. Der immer höhere Meeresspiegel in der Adria führt zu immer mehr Hochwassern und damit zu immer mehr Schäden an den kostbaren alten Gebäuden.

Das Projekt "Mose" sieht vor, dass die Eingänge in die Lagune von gigantischen Kunstwällen immer dann verschlossen werden, wenn Hochwasser angesagt ist. Es handelt sich um riesige Klappen, die elektronisch gesteuert in Minutenschnelle die Stadt Venedig und die umliegenden Inseln von der übrigen Adria abriegeln. Das Hochwasser bleibt draußen, und die Gefahr für die zahllosen uralten Paläste und Kirchen wird gebannt. Wenn dann in der Adria Hochwasser herrscht, wird man dank der Wälle auf dem Markusplatz nicht mehr in kniehohem Wasser waten müssen.

Insgesamt 79 Kunstwälle sollen in den nächsten zehn Jahren von einem Unternehmenskonsortium installiert werden. Jeder Wall wird fünf Meter dick, 20 Meter breit und 30 Meter lang sein. Diese Schutzschilde treten erst dann in Funktion, wenn der normale Wasserspiegel in der Lagune 100 Zentimeter übersteigt.

Um die Realisierung von "Mose" wird seit Jahren gestritten. Umweltschützer sind davon überzeugt, dass die zeitweise Schließung der Lagune zu mangelndem Wasseraustausch mit der Adria führt und so Fische und Pflanzen absterben, denn in Venedig existiert keine Abwasserbeseitigung. Fließt das Schmutzwasser nicht in die Adria ab, sondern bleibt in der Lagune, dann leidet alles Leben im Wasser unter den Fäkalien. Die Befürworter von "Moses" hingegen weisen darauf hin, dass die Kunstwälle ja nur tageweise geschlossen werden, also von einer Gefahr für die Natur keine Rede sein kann.

"Moses" wurde von international angesehenen Fachleuten in den letzten acht Jahren entworfen. Es gilt als einziges Projekt, dass die Lagune wirksam vor Hochwassern schützen kann. Selbst die Weltkulturorganisation Unesco bezeichnete "Moses" als "einzige Rettungsmöglichkeit für diese einmalige Kunststadt".

Thomas Migge

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