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Papst

© dpa

Kurioses Foto: Der Papst im Feuer

Ein auf einer Gedenkfeier für den verstorbenen Papst aufgenommenes Foto zeigt, wie sich die Flammen eines Feuers zu einem Abbild Johannes Pauls II. formen. Ein Naturwunder, purer Zufall oder eine Computer-Manipulation?

Ein Bild geht um die Welt: Aufgenommen hat es ein polnischer Arbeiter, der eigentlich nur seine neue Kamera testen wollte. Der Schnappschuss entstand am 2. April bei einer Gedenkfeier für den verstorbenen Papst auf dem polnischen Matyska-Hügel, nahe dem Geburtsort Karol Woytilas. Und eine gewisse Ähnlichkeit mit dem beliebten Kirchenoberhaupt ist unverkennbar.

In Windeseile erreichte die Nachricht von dem vermeintlichen "Zeichen aus dem Jenseits" bereits hohe Geistliche in Polen und Rom. Ein Pater namens Jarek Cielecki wurde sogar nach Polen geschickt, um mit dem Fotografen zu sprechen und der Sache auf den Grund zu gehen. Aber dennoch drängt sich Skeptikern die Frage auf: Handelt es sich tatsächlich um ein Naturwunder, puren Zufall oder eine Computer- Manipulation?

Immer wieder werden seltsame Spiele der natürlichen Elemente von Gläubigen als religiöse Wunder interpretiert. Die Ursprünge gehen dabei schon auf die Bibel zurück. Ein Beispiel: die sogenannte "Sturmstillung", die im Markusevangelium beschrieben ist. Dabei besänftigte Jesus der Überlieferung zufolge auf dem See Genezareth ein heftiges Unwetter und erklärte seinen verängstigten Freunden das unerklärliche Phänomen mit seinem Vertrauen auf Gott. Und in Neapel wiederholt sich seit 313 jedes Jahr im Mai und September das "Blutwunder", wobei sich das in einer Ampulle aufbewahrte Blut des im Jahr 305 enthaupteten Heiligen Gennaro vor den Augen zahlreicher Katholiken verflüssigen soll.

Wunder gibt es immer wieder

Aber auch in den vergangenen Jahren gab es mehrmals vermeintliche Wunder - und immer wieder hatten sie mit Päpsten zu tun. So fanden Experten den Körper des 1963 gestorbenen Johannes XXIII. völlig intakt vor, als sie den Leichnam 2001 von seinem Sarg in den vatikanischen Grotten in den Petersdom umbetten wollten. Er habe ausgesehen, "als wäre er am Vortag beerdigt worden", hieß es damals. Und im vergangenen Jahr blickten zahlreiche Gläubige ungläubig gen Himmel, als Benedikt XVI. das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz- Birkenau besuchte. Gerade als der Papst aus Bayern seine Bitte um Versöhnung aussprach, brach ein herrlicher Regenbogen aus den dunklen Wolken hervor. Bereits im Alten Testament war der Regenbogen nach der Sintflut ein Zeichen Gottes an Noah, dass es keine weitere Flut zur Auslöschung der Menschheit mehr geben werde. Auch hier drängt sich die Frage auf: Naturwunder oder Zufall? Um Computer-Manipulation kann es sich immerhin nicht gehandelt haben.

Es gibt allerdings viele sehr irdische Möglichkeiten, um das angeblich kuriose Bild zu erklären. Die Natur lässt beständig einen riesigen Formenreichtum entstehen. Beispiele sind die vielgestaltigen, ständig wechselnden Formen von Flammen oder die am Himmel entlangziehenden Wolken. Je nach Standpunkt lassen sich beliebige Bilder in diese Erscheinungen hineininterpretieren - wie Dichter das seit Jahrhunderten tun. Wer nur hinreichend viele Flammenbilder aufnimmt, wird darunter mit großen Wahrscheinlichkeit eines finden, das zu einem beliebigen Foto "passt". In den Rauchwolken der Attacken auf das World Trade Center wollten Interessierte den Teufel oder andere Figuren erkannt haben.

Über zufällige Ähnlichkeiten hinaus gibt es zahlreiche Programme zur Bildbarbeitung, mit denen sich Flammen oder Rauch inzwischen täuschend echt nachbilden und formen lassen - falls gewünscht. (mit dpa)

Carola Frentzen[dpa]

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