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Panorama: Laetitia Castas Umzugsplan löst in Frankreich Steuerdebatte aus

Die schlechtesten Nachrichten kommen für Frankreich traditionell aus England. Doch was die Londoner "Daily Mail" gestern meldete, war mehr als eine schlechte Nachricht: Das französische Nationalsymbol "Marianne", verkörpert durch das 21jährige Topmodel Laetitita Casta, wandert nach London aus.

Die schlechtesten Nachrichten kommen für Frankreich traditionell aus England. Doch was die Londoner "Daily Mail" gestern meldete, war mehr als eine schlechte Nachricht: Das französische Nationalsymbol "Marianne", verkörpert durch das 21jährige Topmodel Laetitita Casta, wandert nach London aus. Die Modellfigur für "Liberté, Egalité, Fraternité" kehrt der Republik den Rücken, um beim Erbfeind in der englischen Monarchie zu leben.

"Ich kann nichts Schlechtes darin erkennen, wenn Marianne auswandert", sagte Casta dem englischen Groschenblatt. "Ich sehe das als Möglichkeit, im Ausland für Frankreich Reklame zu machen." Und: "London ist eine lebendige und kosmopolitische Stadt", begründete sie ihre Wahl. "Außerdem kennt mich hier keiner und ich werde nicht so belästigt wie in Frankreich." Laut "Daily Mail" hat sie ein Penthouse im Stadtteil Covent Garden gemietet und sucht nach einem größeren Haus.

In den Ohren der meisten Franzosen klangen ihre Erklärungen wie blanker Hohn. Denn in Paris ist es seit Tagen ein offenes Geheimnis, dass die Korsin vor dem französischen Fiskus flieht. Bereits am Samstag hatte das Nachrichtenmagazin "Le Point" berichtet, Casta wolle "der Guillotine der französischen Vermögenssteuer" entkommen.

Seitdem kochen die Emotionen hoch. Als erstes meldete sich der Chef der französischen Bürgermeister-Vereinigung, Jean-Paul Delevoye: Casta lasse es an "fiskalischem Patriotismus" mangeln, klagte Delevoye, der die Korsin im Oktober gegen den erbitterten Widerstand von Feministinnen aufs Schild gehoben hatte. Sein gaullistischer Parteifreund Patrick Devedjian hingegen sieht die Schuld bei der Pariser Linksregierung: Castas Steuerflucht sei ein "wunderbares Symbol für das Scheitern des Sozialismus in Frankreich."

Steuerflucht hat Casta gestern in einem Kommuniqué bestritten. Ihr Vater erklärte, seine Tochter werde zwar teilweise in London leben, aber französische Staatsbürgerin bleiben.

Tatsächlich hat die Steuer- und Abgabenlast in Frankreich im vergangenen Jahr einen neuen Höhepunkt erreicht. Allerdings hat die Regierung eine deutliche Senkung versprochen. Und in London sei auch nicht alles Gold, was glänzt, gab Innenminister Jean-Pierre Chevènement zu bedenken: "Laetitia Casta wird sehr schnell feststellen, dass Immobilien und Mieten sehr teuer sind, dass die Metro längst nicht so gut ist wie in Paris und dass ihre Rente in England keineswegs gesichert ist."

Völlig unklar ist, was nun aus der Marianne-Büste werden soll. Das bronzene Symbol zum Stückpreis von 4000 Francs (1200 DM) ist Castas Figur nachgebildet und sollte ursprünglich in allen 36 000 Rathäusern Frankreichs aufgestellt werden. Doch bisher wurde erst eine Büste im Pariser Vororty Antony exponiert. Viele Bürgermeister könnten sich nach "Mariannes" Fahnenflucht weigern, ihre Büste zu ordern.

Dabei hat die Casta im Grunde genommen nur ihren Job wörtlich genommen: Als die Figur der Marianne im 18. Jahrhundert entstand, war sie - der Legende nach - ein einfaches Landmädchen, das seine Heimat verließ, um in der Fremde zu arbeiten.

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