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Nach Erdbeben: Lage in Chile wird immer schlimmer

Im chilenischen Erdbebengebiet gerät die Situation außer Kontrolle: Bürgerwehren kämpfen gegen Plünderer.

Im chilenischen Erdbebengebiet gerät die Situation außer Kontrolle. Wegen anhaltender Plünderungen verlängerten die Stadt Concepción die Ausgangssperre. Präsidentin Michelle Bachelet kündigte eine Aufstockung des Militärs im Krisengebiet auf 14 000 Soldaten an. In Concepción waren Soldaten mit gut sichtbaren Waffen seit Montagabend präsent. Unter Missachtung der Ausgangsssperre errichteten Einwohner Barrikaden, an denen sie Plakate mit Warnungen gegen Plünderer befestigten. Polizei und spontan organisierte Bürgerwehren gingen gegen Plünderer vor. Ein Supermarkt und ein Einkaufszentrum gingen in Flammen auf, es fielen Schüsse. „Eines muss klar sein: Damit Hilfe geleistet werden kann, müssen Ruhe und Ordnung herrschen“, sagte Verteidigungsminister Francisco Vidal. Das klingt wie eine späte Rechtfertigung dafür, dass die Regierung der Bevölkerung bisher nicht geholfen hat. Das Ausbleiben der Hilfe hat erst zu den Plünderungen geführt. Die Präsidentin Michelle Bachelet hat offensichtlich versagt. „24 Stunden ist viel Zeit für jemand, der unter den Trümmern liegt. Ich glaube, die Regierung hat unser Problem unterschätzt”, sagte die Bürgermeisterin von Concepción, Jacqueline Van Rysselberghe.

Immer wieder taucht die Frage auf, warum es angesichts der Stärke des Bebens – es handelt sich um eines der stärksten jemals gemessenen Beben der Welt – nicht mehr als 800 Todesopfer gegeben hat. In Haiti wurde eine Magnitude von 7,2 gemessen, an den Folgen der Erschütterungen starben 230 000 Menschen. Das chilenische Beben hingegen erreichte die Stärke 8,8. „Die Magnitude eines Erdbebens gibt lediglich an, wie viel Energie direkt an der Bruchstelle in der Tiefe freigesetzt wird“, sagt Birger-Gottfried Lühr vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ). „Über das Maß der Zerstörung an der Oberfläche sagt die Zahl wenig aus.“ Je nachdem, welche Gesteinsschichten sich darunter befinden, können die Schwingungen an einzelnen Orten sehr unterschiedlich ausfallen. Nur wenn der Boden in einem bestimmten Rhythmus schwingt, können sich Gebäude aufschaukeln und schließlich einstürzen.

Zudem spielt die Entfernung zwischen Bebenherd und bewohntem Gebiet eine Rolle. In Haiti war das Zentrum nur zehn Kilometer unter den Füßen der Einwohner von Port-au-Prince. In Chile lag der Ursprung knapp 100 Kilometer vor der Küste. Dennoch war die Energie, die das Land erreichte, größer als in der Karibik. Aber zum einen ist die Bevölkerungsdichte an der chilenischen Küste viel geringer und offensichtlich wurde dort auch mehr erdbebensicher gebaut.

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