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Panorama: Land unter von Guatemala bis Panama, bis zu 50000 Menschen werden evakuiert

Kinder, die von Wassermassen mitgerissen werden, Soldaten, die in letzter Minute Menschen vor dem Ertrinken retten: Die Bilder gleichen denen vom Herbst 1998. Knapp ein Jahr nach dem verheerenden Hurrikan Mitch durchleben Hunderttausende Mittelamerikaner erneut eine Hochwasser-Katastrophe riesigen Ausmaßes.

Kinder, die von Wassermassen mitgerissen werden, Soldaten, die in letzter Minute Menschen vor dem Ertrinken retten: Die Bilder gleichen denen vom Herbst 1998. Knapp ein Jahr nach dem verheerenden Hurrikan Mitch durchleben Hunderttausende Mittelamerikaner erneut eine Hochwasser-Katastrophe riesigen Ausmaßes. Aus Guatemala, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama werden nach wochenlangen Regenfällen mehr als 100 Tote und Hunderte Verletzte und Vermisste gemeldet. Mindestens 50000 Menschen wurden evakuiert, viele verloren zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten ihr gesamtes Hab und Gut.

"Wir befinden uns in einer Notsituation, die von den Medien nicht so dramatisch dargestellt wird wie Mitch", sagte der honduranische Präsident Carlos Flores. "Doch das Ergebnis ist ebenso schrecklich." Allein in Honduras wurden mindestens 12000 Menschen evakuiert, zahlreiche Ortschaften sind nur noch per Boot zu erreichen. Weiten Landstrichen ist nicht mehr anzusehen, dass dort nach Mitch aufgeräumt und wiederaufgebaut wurde - Flüsse, jetzt zu riesigen Strömen angewachsen, haben Hütten, Tiere und Pflanzen mit sich gerissen.

Während Meteorologen schon den nächsten Tropensturm ankündigten, warnte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen vor einem Nahrungsmittel-Engpass in der Region. Wie der Hurrikan im vorigen Herbst werde auch dieses Unwetter erhebliche Ernteausfälle zur Folge haben. Allein in Nicaragua wurden nach Schätzungen eines UN-Vertreters 30 Prozent der Felder und Fruchtplantagen zerstört. In Guatemala erklärten Bauernverbände, im Osten und Süden des Landes seien Maisfelder im Wert von 1,9 Millionen US-Dollar verwüstet worden. Durch Hochwasser und Erdrutsche sind in Costa Rica nach einer ersten Bilanz des Verkehrsministeriums an Straßen und Brücken Schäden in Höhe von mehr als drei Millionen US-Dollar entstanden.

Nach fünftägigen Regenfällen verschärfte sich am Dienstag auch die Lage in Mexiko.Vor allem im Südwesten des Landes traten zahlreiche Flüsse über die Ufer. Bis zum Mittwoch Nachmittag kamen infolge des Hochwassers mindestens 60 Menschen ums Leben, im Bundesstaat Tabasco flohen mehr als 50000 Menschen vor den Überschwemmungen. In Tabasco sowie in den Bundesstaaten Oaxaca, Puebla und Veracruz wurde der Notstand ausgerufen. In Chiapas waren mehr als 4000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Hunderte mußten im Bundesstaat Hidalgo ihre Häuser verlassen. Auch in Kolumbien forderten Überschwemmungen mehrere Tote.

Unterdessen stieg in Costa Rica, Nicaragua, Honduras und Guatemala die Gefahr von Seuchen weiter an, weil es dort in zahlreichen Ortschaften und Notunterkünften kein Trinkwasser mehr gibt. Nach den Voraussagen der Wetterdienste müssen sich die Einwohner sämtlicher mittelamerikanischer Staaten darauf einstellen, dass das Hochwasser weiter steigt. Der gesamten Region stünden bis Ende Oktober Stürme und außergewöhnlich starke Niederschläge bevor. Das Unwetter wird von Wissenschaftlern mit dem Klimaphänomen "La Nina" in Zusammenhang gebracht, dass zu einer starken Abkühlung der Meerestemperatur führt und unter anderem die Entstehung von tropischen Wirbelstürmen begünstigt.

Sigrun Rottmann

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