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Zwischen Zell und Karlshuld bei Neuburg a.d. Donau (Bayern) hatten Spaziergänger eine Leiche gefunden.

© dpa

Landgericht in Ingolstadt: Franziskas brutaler Tod: Drohungen gegen den Angeklagten

Der grausame Tod der zwölfjährigen Franziska bewegte vor einem Jahr die Menschen weit über die Region Ingolstadt hinaus. Nun muss sich ein 27-Jähriger vor Gericht verantworten. Es geht um Mord, Geiselnahme, Vergewaltigung und schweren Missbrauch.

Die Richter sitzen schon auf ihren Stühlen, ebenso der Staatsanwalt, die Vertreterin der Nebenklage und die beiden Verteidiger - nur der Angeklagte fehlt. Der Vorsitzende Jochen Bösl erinnert die Fotografen und Kameraleute, dass sie den 27-Jährigen nur im Gesicht unkenntlich gemacht zeigen dürfen. Dann wird der mutmaßliche Mörder der kleinen Franziska in den Sitzungssaal des Ingolstädter Schwurgerichts geführt. Ohne Handschellen und ohne Fußfesseln, in schwarzer Jacke mit Kapuze lässt er am Montagmorgen das Blitzlichtgewitter über sich ergehen. Sein Gesicht verbirgt er nicht, als er sich auf seinen Platz setzt.

Nun soll der Prozess um den gewaltsamen Tod des zwölfjährigen Mädchens beginnen. Doch nach Verlesung der Anklageschrift ist der erste Tag schon wieder vorbei - es ist eine knappe Viertelstunde vergangen. Der Vorsitzende verkündet, dass es neue Zeugenaussagen gibt, die Verteidiger Adam Ahmed erst gründlich lesen will. Sie entstanden in den Tagen, nachdem der Angeklagte in der Untersuchungshaft von seinem Zellenmithäftling niedergestochen worden war. Kindsmörder und Sexualverbrecher stehen in der Gefängnishierarchie auf unterster Stufe, womöglich war Hass auf den Angeklagten das Motiv der Attacke.

Am 25. Februar wird sich der Angeklagte möglicherweise äußern

Jedenfalls will der Verteidiger diese Aussagen erst studieren, ehe der Prozess am 25. Februar richtig beginnt. Dann wird sich möglicherweise auch der Angeklagte zu den Vorwürfen äußern. Ahmed machte aber vor Journalisten deutlich, dass sein Mandant bisher kein Geständnis abgelegt habe, obwohl der Gerichtssprecher dies mehrmals berichtet haben soll. Auch dazu will der Anwalt dann Klartext reden. Schon jetzt sagt er, dass er an eine Sicherungsverwahrung seines Mandanten nicht glaubt.

Am ersten, so kurzen Verhandlungstag spielt auch ein sogenannter Gefährder eine wichtige Rolle. „Aus dem familiären Umfeld“, so der Gerichtssprecher, habe es konkrete Drohungen gegen den Angeklagten gegeben. Es soll sich dabei um Franziskas Halbbruder handeln. Die Polizei nimmt sich den jungen Mann am Morgen noch einmal vor, dann heißt es, er habe die Drohungen zurückgenommen. Er kann den ersten Verhandlungstag im Sitzungssaal verfolgen.

Dennoch sind die Sicherheitsvorkehrungen enorm. Alle Zuschauer, die akkreditierten Journalisten und selbst die Nebenklägervertreterin, die Anwältin von Franziskas Eltern, werden vor Betreten des Sitzungssaales auf Waffen durchsucht. Ein Sprengstoffspürhund ist im Einsatz. Zu groß erscheint dem Landgericht die Gefahr, dass jemand einen Anschlag auf den mutmaßlichen Mörder verüben könnte. Denn ihm wird ein absolut scheußliches Verbrechen an einem Kind vorgeworfen. In ruhigem Tonfall trägt Staatsanwalt Jürgen Staudt die Anklageschrift vor. Noch vor dem Mord soll der 27-Jährige eine junge Frau vergewaltigt, ein Mädchen sexuell missbraucht und zu einem Kind übers Internet Kontakt mit sexuellem Hintergrund aufgenommen haben.

Franziska schickte noch eine SMS, dass ihr ein Auto folgen würde

Franziska wurde am 15. Februar 2014 umgebracht, einem Samstag. Die Kleine war tagsüber zum Spielen mit Freunden nach Nassenfels bei Ingolstadt gefahren. Spätnachmittags machte sie sich mit ihrem Fahrrad auf den Heimweg ins wenige Kilometer entfernte Adelschlag. Dabei lauerte der Peiniger dem Mädchen bereits auf. Sie wurde wohl ein Zufallsopfer. Franziska schickte einer Freundin von unterwegs eine SMS, dass ein grünes Auto ihrem Fahrrad auffällig folge.

Dem Hilferuf ging jedoch fatalerweise niemand nach. Zudem schöpften auch die Eltern der Zwölfjährigen keinen Verdacht, als ihr Kind nach Einbruch der Dunkelheit nicht heimkam. Sie waren der Meinung, Franziska würde bei einer Freundin übernachten. Tatsächlich aber durchlebte das Mädchen ein unvorstellbares Leiden.

Der Mörder zerrte sein Opfer am späten Nachmittag jenes Samstags in sein Auto und fuhr zu einem Weiher in Neuburg an der Donau. Dort missbrauchte er Franziska, anschließend strangulierte er die Zwölfjährige und erschlug sie mit einem Holzscheit. Einen Tag später fanden Angler die Leiche des Mädchens in dem Weiher treibend. (dpa)

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