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Panorama: Lange Haftstrafen für Kinderschänder

Im Prozess um eine Bande von Pädophilen zeigen die 65 Angeklagten kaum Reue

Angers Im größten Kinderschänderprozess der französischen Geschichte mit 65 Angeklagten und 45 Opfern hat das Schwurgericht in Angers langjährige Haftstrafen verhängt. Der vorbestrafte Philippe V. erhielt 28 Jahre Haft plus 18 Jahre Sicherheitsverwahrung. Sein Sohn Franck muss für 18 Jahre hinter Gitter. Dessen Frau Patricia M., die ihre Tochter vergewaltigt und an Komplizen „vermietet“ hatte, soll als Kassenhalterin der Pädophilen für 16 Jahre ins Gefängnis. Als Drahtzieher wurden die Brüder Eric und Jean- Marc J. zu Haft von 28 und 26 Jahren verurteilt. Jean- Marc J. verursachte bei der Strafverkündung einen Eklat und wurde des Saals verwiesen. Drei Angeklagte wurden freigesprochen.

„Diese Jäger haben erschreckende Orgien veranstaltet, um ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen und Geld zu verdienen“, sagte Anwalt Philippe Cosnard. „Diese Männer und Frauen haben den Sinn für Menschlichkeit verloren.“ Psychiater bescheinigten den Kindern, seelisch zerstört zu sein und ein perverses Verhältnis zum eigenen Körper bekommen zu haben. Viele haben Schulprobleme und bekommen Psychopharmaka gegen ihre Ängste. Die Angeklagten im Alter von 23 bis 73 Jahren stammen alle aus einem sozialen Problemviertel. Die Kinder waren teilweise von ihren eigenen Eltern oder Großeltern missbraucht worden. Das Martyrium der 45 Opfer vom Säugling bis zum 12-Jährigen hatte von 1999 bis 2002 gedauert. Die von ihnen beschriebenen Perversionen der Erwachsenen trieben selbst routinierten Anwälten Tränen in die Augen. Zum Teil ließen sich die Eltern mit Zigaretten, Alkohol oder Lebensmitteln bezahlen.

Vor ihrem Urteil hatten drei Richter und neun Geschworene neun lange Tage streng abgeschirmt in einer Kaserne beraten. Dabei hatten sie fast 2000 Fragen zur Schuld oder Unschuld der Angeklagten zu klären versucht. Weil sie zwei Fragen übersehen hatten, mussten sie am Mittwoch „nachsitzen“. Das verzögerte die Urteilsverkündung um mehrere Stunden.

Die meisten der angeklagten 39 Männer und 26 Frauen zeigten an den 93 Verhandlungstagen kaum Reue oder auch nur Einsicht in die Schwere ihrer Verbrechen. Der wegen Vergewaltigung vorbestrafte Angeklagte Philippe V. erklärte im Prozess sogar: „Ich hasse meine Kinder.“ Der Staatsanwalt bescheinigte ihm, ein „echter Pädophiler“ zu sein: „Er besitzt ein fast pathologisches Unvermögen, das Leiden der anderen zu verstehen.“ Vor Gericht verschanzten sich die meisten Angeklagten hinter eine Mauer des Schweigens. Videofilme mit den Aussagen der Kinder wurden zum Teil mit Schulterzucken oder Lachen quittiert.dpa

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