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Panorama: Latino-Grammy: Alte Herren räumen ab

Gitarren-Virtuose Carlos Santana ist der große Sieger bei der ersten Grammy-Preisverleihung für lateinamerikanische Künstler. Das sensationelle Comeback des 53-Jährigen wurde mit dem Gewinn von drei Latino-Grammys untermauert, die in der Nacht zum Donnerstag erstmals in Los Angeles (Kalifornien) vergeben wurden.

Gitarren-Virtuose Carlos Santana ist der große Sieger bei der ersten Grammy-Preisverleihung für lateinamerikanische Künstler. Das sensationelle Comeback des 53-Jährigen wurde mit dem Gewinn von drei Latino-Grammys untermauert, die in der Nacht zum Donnerstag erstmals in Los Angeles (Kalifornien) vergeben wurden. Popstar Marc Anthony bekam für seinen Hit "Dimelo (I Need To Know)" den Preis für den Song des Jahres. Der mexikanische Sänger Luis Miguel erhielt ebenfalls drei der hochrangigen Auszeichnungen für Latino-Musik. Der Preis für den besten "Nachwuchskünstler" ging an den 73 Jahre alten kubanischen Sänger Ibrahim Ferrer.

Für den jüngsten Siegeszug lateinamerikanischer Rhythmen an die Spitze internationaler Charts sind in erster Linie jugendliche Sexsymbole wie Ricky Martin, Enrique Iglesias, Christina Aguilera und Jennifer Lopez verantwortlich. Doch diese Künstler gingen bei den Latino-Grammys leer aus. Stattdessen räumten gestandene Herren ab: Santana gewann drei Preise, unter anderem für die Platte des Jahres ("Corazon Espinado"). Bei der Vergabe der regulären Grammys im Februar hatte Santana bereits acht der begehrten "Musik-Oscars" gewonnen. Der im Juni verstorbene Samba-König Tito Puente wurde mit dem Preis für die beste traditionelle Tropical-Darbietung geehrt.

Nicht einmal die Kategorie "bester Nachwuchskünstler" war vor den alten Herren sicher. Dort, wo sich sonst Britney Spears, die Backstreet Boys und Co ihre Preise abholen, stand ein Künstler im Rentenalter im Mittelpunkt: In seinem Heimatland Kuba ist der 73 Jahre alte Sänger Ibrahim Ferrer seit Jahrzehnten ein bekannter Künstler, doch erst seine Aufnahmen für den "Buena Vista Social Club" brachten ihm internationalen Ruhm. Ferrer war allerdings nicht in Los Angeles anwesend, als ihm diese besondere Ehre zuteil wurde.

Die "Latino-Grammys", ein neuer Sprössling, der aus den regulären Grammys hervorgegangen ist, sind Ausdruck neuen Selbstbewusstseins und neuer Popularität lateinamerikanischer Künstler. Zahlreiche prominente "Latino"-Künstler feierten bei der Preisverleihung den jüngsten Triumph ihrer Kultur. Latinos seien jahrelang diskriminiert worden, sagte Musikproduzent Emilio Estefan Jr., der Ehemann von Gloria Estefan. "Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt Fortschritte machen, indem wir unserer Kultur Anerkennung gegenüber bringen." Emilio Estefan war bei den Latino-Grammys zuvor als Musikproduzent des Jahres geehrt worden.

Dass lateinamerikanische Musik nicht nur gut klingt, sondern auch mit viel Sexappeal verpackt ist, unterstrichen hüftschwingende Stars wie Ricky Martin, Christina Aguilera und die kolumbianische Sängerin Shakira (mit zwei Latino-Grammys ausgezeichnet) in ihren Live-Darbietungen während der Preisverleihung. Die sexy Outfits der Gäste - Rockschlitze bis zur Hüfte, Ausschnitte bis zum Bauchnabel - inspirierten Antonio Banderas, einen der Moderatoren. Es sei wundervoll, von der Bühne aus so viele schöne Gesichter zu sehen. "Und alle teilen sie die eine Leidenschaft - Sex", scherzte der Hollywood-Star. Die Latino-Grammys sollen künftig jährlich vergeben werden.

Anna-Barbara Tietz

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