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Panorama: Laute Küsse

Vor Frankreichs Präsidentenwahl will Ségolène Royal heiraten. Und Sarkozy herzt wieder seine Frau

Ségolène Royal hat nicht nur die Präsidentenwahl 2007 im Kopf. Die laut Umfragen aussichtsreichste Bewerberin um die Kandidatur der Sozialistischen Partei für die Nachfolge von Staatschef Jacques Chirac trägt sich auch mit Heiratsgedanken. Im August will sie nach 25 Jahren Zusammenlebens mit ihrem Lebensgefährten und Vater ihrer vier gemeinsamen Kinder, Francis Hollande, das ist der Parteichef der Sozialisten, vor den Standesbeamten treten. Ob sie auch an eine kirchliche Trauung denkt, ist unbekannt, ist jedoch nicht sehr wahrscheinlich.

Mit ihren Heiratsabsichten, die sie Journalisten anvertraute, die sie auf einer Reise zu einer Parteiveranstaltung in der Bretagne begleiteten, hat die 51-jährige Abgeordnete und Präsidentin der Region Poitou-Chrantes die Öffentlichkeit überrascht. Als unverheiratete Frau und Mutter, die ihren Stand medienwirksam mit dem Image einer beruflich erfolgreichen Politikerin zu verbinden wusste, repräsentierte sie sozusagen die moderne Französin, die auf tradierte Konventionen keinen großen Wert legt. Als „bourgeoise Institution“ hatte sie kürzlich noch die Ehe abgetan. Das sagte sie gegenüber der Schwulen-Zeitschrift „Tetu“, auf deren Sympathie sie nicht verzichten möchte, weshalb sie neuerdings auch ihren Widerstand gegen die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare aufgibt.

Auf die Idee, ihre Beziehung zu ihrem Lebensgefährten bürgerlichen Normen anzupassen, hat sie der Präsident von Französisch-Polynesien, Osacr Temaru, gebracht. Der hatte ihr kürzlich bei einem Besuch in Paris angeboten, sie in Tahiti zu trauen. Die Zeremonie soll, wie sie von „Le Figaro“ zitiert wurde, im „engsten Familienkreis“ stattfinden. Doch das wird die Reporter der Regenbogenpresse nicht davon abhalten, ihre Teleobjektive auf sie zu richten, und Madame Royal wird es im Hinblick auf den bevorstehenden Wahlkampf bestimmt zu schätzen wissen.

Vor zwanzig Jahren hatte sie sich im Wochenbett mit ihrem vierten Baby und einem Berg Akten für die Illustrierte „Paris Match“ publikumswirksam ablichten lassen. Da wird sie über Fotos als strahlende Braut im Vorfeld des wichtigsten politischen Konkurrenzkampfs bestimmt nicht böse sein.

Auch Innenminister Nicolas Sarkozy, als Vorsitzender der Regierungspartei UMP der derzeit bestplatzierte Bewerber der Rechten um die Präsidentschaftskandidatur, sucht neuerdings wieder das Blitzlichtgewitter der Fotografen. Dabei hatte der 51-Jährige noch vor einem Jahr geschworen, er wolle sein Privatleben nicht mehr zur Schau stellen. Da hatte ihn gerade seine Frau Cécilia verlassen und sich an Richard Attias, einen New Yorker Public-Relations-Mann, gebunden. Das ist nicht nur sein Freund gewesen, er hatte auch seine Inthronisierung als UMP-Vorsitzender in Szene gesetzt. „Paris Match“ brachte damals ein Foto auf der Titelseite, das Cécilia und ihren Liebhaber bei der Wohnungssuche in Manhattan zeigte. Sarkozy tobte und forderte von dem mit ihm befreundeten „Paris Match“-Verleger, Arnaud Lagadère, den Kopf des Chefredakteurs Alain Genestar. Diese Woche erhielt der gekränkte Sarkozy endlich Genugtuung. Genestar wurde geschasst.

Der späte Triumph Sarkozys, der auch andere Medien, darunter die Lausanner Zeitung „Le Matin“ wegen Berichten über seine zerrüttete Ehe, verfolgt, erregt umso mehr Aufsehen, als Sarkozy sich stets mit Cécilia an seiner Seite öffentlich und publikumswirksam gezeigt hatte – und es jetzt schon wieder tut. Cécilia ist nämlich zu ihm zurückgekehrt. Sie fungiert wieder als seine persönliche Beraterin und begleitet ihn bei öffentlichen und privaten Auftritten. Kürzlich schlenderten sie Hand in Hand zum Einkauf durch die Rue du Faubourg-St-Honoré, was den Fotografen zuvor diskret gesteckt worden war, damit sie geheime Aufnahmen machen können. Diese Woche reiste er mit ihr zu einem offiziellen Besuch nach Französisch-Guayana und ließ sich für die Abendnachrichten des Fernsehens bei einem Flug im offenen Hubschrauber filmen, wie er seinen Arm schützend um die Gemahlin legt. Was hatte er ihr noch bei ihrer Hochzeit versprochen? „Zusammen werden wir die Stufen der Macht hinaufgehen“ – na, wenn das kein Wahlprogramm ist.

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