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Laute Musik: Haftstrafe nach blutigem Streit

Ein in Berlin lebender Amerikaner ist zu einer Haftstrafe von knapp vier Jahren verurteilt worden. Er hatte sich mit einem Nachbarn über laute Musik gestritten und auf diesen eingestochen.

Berlin (04.07.2005, 14:15 Uhr) - Nach einem blutigen Streit wegen lauter Musik ist ein Sprachwissenschafter am Montag in Berlin zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Der promovierte US-Amerikaner hatte in seinem Mietshaus in Kreuzberg drei Mal auf einen Nachbarn eingestochen und den 31-jährigen Regieassistenten schwer verletzt. Der 29-jährige Täter hatte sich auf Notwehr und Todesängste berufen. Das Landgericht folgte der Darstellung des Opfers und verurteilte den Akademiker wegen versuchten Totschlags im Affekt.

Der seit vier Jahren in Berlin lebende US-Bürger war in der Nacht zum 8. November 2004 aufgewacht, fühlte sich durch die Musik gestört, zumal er gesundheitlich angeschlagen gewesen sei. Er wollte sich beschweren, klingelte und hämmerte gegen die Tür des ihm bis dahin unbekannten Mannes. Der angetrunkene Regieassistent reagierte nicht eben freundlich. Er sei seinerseits wegen der Klopferei in der Nacht wütend gewesen und habe gebrüllt, sagte die Richterin. Es gebe aber keine Anhaltspunkte, dass er den Amerikaner angegriffen habe.

Im Prozess standen sich die Aussagen der beiden Kontrahenten gegenüber. Das Gericht beurteilte die Angaben des Regieassistenten trotz seiner zwei Promille und einiger Erinnerungslücken als glaubhafter. Die Aussagen des Angeklagten wirkten auswendig gelernt und seien nicht immer plausibel gewesen, urteilte die Richterin.

Die Verteidigung des Sprachwissenschaftlers aus Atlanta in Georgia hatte Freispruch gefordert und kündigte Revision an. Bis zum Strafantritt bleibt der Amerikaner unter Meldeauflagen auf freiem Fuß. Andere Mieter hatten ihren Aussagen nach keine Musik dröhnen hören. (tso)

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