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Montblanc

© dpa

Lawinenunglück: Montblanc-Opfer geortet - Bergung nicht möglich

Die Leichen der am Montblanc verunglückten Bergsteiger sind geortet worden. Die Rettungskräfte können sie allerdings noch nicht bergen, weil sie unter einer dicken Eisschicht liegen. Drei der acht Opfer stammten aus Süddeutschland, über den vierten Deutschen ist noch nichts bekannt.

Zwei Tage nach dem Lawinenunglück am Montblanc hat die französische Gendarmerie die Leichen der Bergsteiger geortet. Sieben der acht verschütteten Kletterer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konnten mit Hilfe von Signalen aus ihren Lawinenwarnsystemen lokalisiert werden, wie die Tageszeitung "Le Parisien" am Dienstag berichtete. Drei der vier getöteten Deutschen sollen aus Süddeutschland stammen. Unter ihnen sind vermutlich zwei Kletterer aus Bayern, wie das Bayerische Landeskriminalamt mitteilte.

Bei dem dritten Opfer handelt es sich um einen Mann aus Baden-Württemberg, das bestätigte die Polizei. Der 43 Jahre alte Mann stammte vom Bodensee. Der Kletterer wurde vermisst, seit die Bergsteiger in der Nacht zum Sonntag von einer Lawine verschüttet worden waren. Über den vierten toten Kletterer aus Deutschland ist noch nichts bekannt. Die Unglücksopfer, darunter auch drei Schweizer und ein Österreicher, waren mehr als 1000 Meter in die Tiefe gerissen worden.

Leichen liegen unter dicker Eisschicht

Wie die Gendarmerie in Chamonix mitteilte, wird es zunächst keine Suchaktion zur Bergung der Leichen geben. Die Toten lägen unter einer bis zu 80 Meter dicken Eisschicht und können vorerst nicht geborgen werden. "Das Risiko weiterer Lawinen ist zu groß. Wir werden nicht das Leben der Rettungskräfte aufs Spiel setzen, um die Leichen zu bergen", sagte der stellvertretende Bürgermeister von Chamonix Jean- Louis Verdier.

Nach weiteren Angaben der Gendarmerie waren die Bergsteiger in zwei Seilschaften unterwegs. Die erste Seilschaft soll aus einem Bergführer aus Tirol und den vier Deutschen bestanden haben. Zur zweiten Seilschaft gehörten vermutlich ein 32 Jahre alter Schweizer Bergführer und ein Schweizer Paar im Alter von 28 und 34 Jahren. Die Lawine ging gegen drei Uhr nachts in 3600 Metern Höhe auf einer Breite von 50 Metern und eine Länge von etwa 200 Meter ab.

Über die Nationalität der Opfer hatte zunächst Unklarheit geherrscht: In den ersten Stunden nach dem Drama war von fünf Österreichern und drei Schweizern die Rede gewesen. Bei dem Lawinenunglück - das schwerste seit Jahren - wurden weitere Bergsteiger leicht verletzt, darunter fünf Franzosen und drei Italiener.

Erfahrener Bergsteiger kritisiert kommerzielle Anbieter

Der italienische Bergsteiger Hans Kammerlander sagte am Dienstag in einem Interview mit NDR Info, den Bergsteigern am Montblanc könne kein Vorwurf gemacht werden. "Das ist unvorhergesehen, was da passiert ist." Der Unfall sei "zu hundert Prozent als Pech" zu bezeichnen. Der 51-Jährige sagte zudem: "Das Niveau des Könnens der Leute ist schon natürlich auf einem ganz tiefen Niveau inzwischen. Einfach die Masse, die gelockt wird, von kommerziellen Anbietern, und plötzlich stehen die Leute vor einem Berg und dann merken sie, da wollten sie eigentlich auch gar nicht hin."

Die "Frankfurter Rundschau" berichtete am Dienstag, dass die Zahl tödlicher Abstürze beim Bergsteigen nicht zugenommen hat. "Wir hatten dieses Jahr mehr große Unfälle, angefangen mit dem Zugspitzlauf, dann den Nanga Parbat und den K2", sagte die Sprecherin des Deutschen Alpenvereins, Andrea Händel, dem Blatt. "Aber insgesamt, muss man sagen, ist es ein durchschnittlicher Sommer." Der Klimawandel verursache zwar vereinzelt mehr Bergunfälle nach Eisabbrüchen - dies bedeute aber keine signifikante Steigerung.

Zum Zeitpunkt des Unglücks sollen mehr als 40 Bergsteiger im Montblanc-Massiv unterwegs gewesen sein. Der 4250 Meter hohe Montblanc du Tacul gehört zu dem Massiv und ist bei Bergsteigern sehr beliebt. Seit Anfang des Sommers sind in den französischen Alpen 30 Menschen ums Leben gekommen. (ut/dpa)

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