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Lebensmittelskandal: Gammelkäse in Europas Supermärkten

In europäischen Supermärkten wurden in den vergangenen zwei Jahren rund 11.000 Tonnen vergammelter Käse als frisch verkauft. Das Produkt wurde vor allem in Italien aufbereitet und in den Handel gebracht. Auch eine bayrische Firma ist in den Skandal verwickelt.

In Europa sind in den vergangen zwei Jahren rund 11.000 Tonnen Gammelkäse mit frischen Produkten vermengt und in den Handel gebracht worden. Am Freitag wurde bekannt, dass eine kriminelle Bande vergammelten und schimmeligen Käse in Italien und Deutschland aufbereitet und als Frischprodukt in Supermärkten angeboten hat. Auch in deutschen Läden ist der Uralt-Käse gelandet. Ermittlungen der italienischen Polizei ergaben, dass der Käse aus 40 italienischen, deutschen, österreichischen und britischen Milchbetrieben stammte. Der verdorbene Käse - der teilweise bereits Würmer, Mäusekot oder Rückstände wie Plastik oder Farbe von Etiketten enthielt - sei vor allem zu Mozzarella, Gorgonzola oder Schmelzkäse verarbeitet und verkauft worden. Darunter auch Granarolo und Prealpi. Der Konzern Galbani erklärte am Abend als Reaktion auf vorhergehende Spekulationen "keinerlei Inhalsstoffe der beschuldigten Firma" verwendet zu haben.

Mit dem Recycling von Käse-Abfällen, die als Tierfutter dienen sollten, haben die Täter, an der Spitze ein 46-jähriger Sizilianer, Millionen Euro verdient. Das Geschäft lief dem Bericht der "La Repubblica" zufolge vor allem über vier Firmen, drei davon mit Standort in Italien, eine mit Standort in Deutschland. An diese Firmen lieferten rund 40 Molkereien in Italien, Deutschland, Österreich und Großbritannien ihre verdorbenen Produkte. Einige von ihnen hätten die zu Frischware umgewandelten Waren auch wieder zurück- und dann weiterverkauft.

Niemand unternahm etwas

Die Ermittlungen der Polizei dauerten dem Bericht zufolge fast zwei Jahre. Damals hielten Ermittler in Norditalien einen Lastwagen an, aus dessen Laderaum abscheulicher Gestank drang. Der verfaulte Käse sollte zur Weiterverarbeitung ausgeliefert werden. Die Ermittler kamen dem Skandal durch das Abhören von Telefongesprächen auf die Spur. Sie haben laut dem Bericht ein Dutzend Verdächtige im Visier, drei von ihnen seien bereits festgenommen worden. Auch die Fabrikangestellten wussten von den Vorgängen, doch unternommen hat niemand etwas.

In den Skandal ist auch ein bayrischer Betrieb verwickelt. Lebensmittelbehörden begannen am Freitag mit der Kontrolle eines Käseherstellers in Woringen, teilte das bayrische Verbraucherschutzministerium mit. Nach Polizeiangaben handelt es sich um um einen Schmelzkäsehersteller mit etwa 10 Mitarbeitern.

In Frankreich ordnete die Lebensmittelaufsicht am Freitag eine Rückrufaktion für Ricotta Salata an. Untersuchungen deutscher Behörden hätten ergeben, dass in Ricotta von Onida Cosmina mit der Identifikationsnummer IT 20 169 CE Listeriose-Erreger enthalten seien, teilte das Landwirtschaftsministerium in Paris mit. Wer nach dem Verzehr Fieber oder Kopfschmerzen habe, solle einen Arzt aufsuchen, hieß es. Besonders aufmerksam sollten schwangere Frauen sein. (jg/AFP/dpa/ddp)

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