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Panorama: Legendärer Postraub: Ein Gangster keht zurück zu seinen Wurzeln

Vor seinem Tod möchte Ronnie Biggs noch einmal in "ein englisches Pub gehen und ein Bier trinken". Der letzte noch lebende der legendären "Posträuber" will sich deshalb 35 Jahre nach seiner Flucht der britischen Polizei stellen.

Vor seinem Tod möchte Ronnie Biggs noch einmal in "ein englisches Pub gehen und ein Bier trinken". Der letzte noch lebende der legendären "Posträuber" will sich deshalb 35 Jahre nach seiner Flucht der britischen Polizei stellen. Scotland Yard bestätigte einen Bericht in der "Sun", dass Briggs deswegen aus Rio de Janeiro eine E-mail an Chefinspektor John Coles sandte, der seit Jahren hinter ihm her ist. Darin heißt es: "Ich will mich in London verhaften lassen, und das Gesetz soll seinen Lauf nehmen".

Der 71-jährige Gangster bat die Polizei um einen Pass und Reisepapiere. Er ist schwer krank und hat kürzlich einen zweiten Schlaganfall erlitten, der ihm die Sprache raubte. Biggs war einer der Drahtzieher des Überfalls auf den Postzug von Glasgow nach London, der 1963 von einer Bande auf offener Strecke angehalten wurde. Die Räuber entkamen mit den Geldsäcken, in denen sich umgerechnet über 30 Millionen Mark befanden. Der dreiste Überfall wurde schnell zur Legende um die "Gentlemen-Ganoven", obwohl die Bande äußerst brutal vorging. Sie schlugen den Lokomotivführer Jack Mills mit Eisenstangen zusammen, wovon sich dieser nie mehr richtig erholte. Er starb 1970. Die Räuber wurden schon einen Monat nach dem Überfall von Kommissar Jack Slipper gefasst. Biggs bekam 30 Jahre Zuchthaus. Doch nach 15 Monaten seilte er sich mit einem ebenso spektakulären Ausbruch über die Mauer des Gefängnis ab. In Paris ließ er sich seine Gesichtszüge chirurgisch verändern und floh dann über Australien nach Rio.

1974 fand Kommissar Slipper wieder seine Spur und verhaftete ihn mit dem mittlerweile geflügelten Wort: "Lange nicht mehr gesehen, Ronnie. Ich glaube, du weißt, wer ich bin." Da Brasilien und Großbritannien seinerzeit kein Auslieferungsabkommen hatten, scheiterte der Versuch, Biggs "heimzuholen". Als die beiden Länder schließlich einen solchen Vertrag ratifizierten, war Biggs wegen der Verjährungsfrist und seiner brasilianischen Familie in Rio sicher. Ebenso erfolglos entführten ihn Glücksritter auf den Bahamas, um ihn den Briten für eine Belohnung zu verkaufen. Mit Souvenirs für englische Touristen, Exklusiv-Interviews und Ratschlägen, wie man sich vor Straßenüberfällen schützt, finanzierte er sein komfortables Leben unter dem Zuckerhut. Für die deutsche Punk-Gruppe "Die Toten Hosen" sang er mit krächzender Stimme bei einer Plattenaufnahme. Noch letztes Jahr diente er einer für ihre Gags berüchtigten brasilianischen Werbeagentur als Modell für Damenunterwäsche. Sein Verfolger Kommissar Slipper gab schließlich auf und veröffentlichte als Pensionär die Memoiren der Jagd auf Biggs.

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