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Die Polizei vor dem Fundort der Leiche von Tanja Gräff. Nach acht Jahren ist die Studentin gefunden worden.

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Update

Leiche von Tanja Gräff nach acht Jahren in Trier gefunden: Polizei weist Kritik an Suche nach vermisster Studentin zurück

Die Trierer Studentin Tanja Gräff verschwand vor fast acht Jahren nach einer Uni-Fete spurlos. Nun sind ihre sterblichen Überreste gefunden worden - nahe der Hochschule. Die Polizei weist Kritik an der Suche zurück.

Die Trierer Polizei hat mögliche Versäumnisse bei der Suche nach der fast acht Jahre lang vermissten Studentin Tanja Gräff zurückgewiesen. Einsatzkräfte hätten die Gegend um den Ort, an dem am Montag die sterblichen Überreste der 21-Jährigen gefunden wurden, mehrfach abgesucht, sagte Polizeidirektor Franz-Dieter Ankner am Dienstag in Trier. Am Boden des Fundortes selbst sei man aber nicht gewesen, da das von Bäumen und Sträuchern überwucherte Gelände zu Fuß nicht zugänglich war. „Wir hatten keinen Hinweis, dass sie da liegt“, sagte der Leiter der Trierer Mordkommission, Christian Soulier.

Der Fundort liegt rund einen Kilometer von der Hochschule Trier entfernt - der Ort, an dem die Studentin im Juni 2007 zuletzt gesehen wurde. Inzwischen sei nahezu das ganze Skelett von Gräff gefunden worden, sagte der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt, Peter Fritzen. Auch Schmuck, Kleidung, Handy und Studentenausweis lagen dabei. „Es spricht alles dafür, dass es Tanja Gräff ist“, sagte er.

Der Anwalt der Mutter der Toten, Deflef Böhm, zeigte sich verwundert über den Fundort. „Es stellt sich jetzt die Frage, wie akribisch die Polizei damals gesucht hat.“ Es sei zwar ein sehr schwer zugängliches Gelände, das von Bäumen und Sträuchern überwuchert gewesen sei. „Man hätte aber doch jeden Stein umdrehen müssen.“ Die Polizei habe nach dem Verschwinden der Studentin auch die gesamte Fläche der Felswand in jenem Ortsteil abgesucht, sagte Böhm. „Warum hat man sie da nicht gefunden?“. Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwaltes Peter Fritzen gehe es nun zunächst darum, Fakten zusammenzustellen. „Für eine Bewertung des Ganzen ist es noch viel zu früh“, sagte er am Dienstag.

Ermittler bilden erneut Sonderkommission

Staatsanwaltschaft und Polizei kündigten am Dienstag die Bildung einer Sonderkommission ein. Es müsse nun "mit großem Aufwand" wieder in die Ermittlungen eingestiegen werden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Fritzen. Der Fund der Leiche bringe die Ermittlungen ein wesentliches Stück weiter, aber bis zur Aufklärung des Todes von Tanja Gräff sei es noch ein weiter Weg. Alle bisherigen Erkenntnisse müssten neu überprüft und bewertet werden. In dem Fall seien insgesamt mehr als 2000 Hinweise eingegangen; mehr als 200 Leitz-Ordner seien angelegt worden.

Die Ermittler gehen laut Fritzen davon aus, dass die Studentin den felsigen Steilhang hinunterstürzte. Zu möglichen Gründen dafür wollte er sich nicht äußern. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach seinen Worten aber nach wie vor wegen eines Tötungsdelikts.

Vermissstenplakate hängen am Montag nahe der Fachhochschule in Trier. Bei Rodungsarbeiten wurden hier menschliche Überreste gefunden, bei denen es sich wahrscheinlich um die sterblichen Überreste der vor acht Jahren verschwundenen Studentin Tanja Gräff handelt.
Vermissstenplakate hängen am Montag nahe der Fachhochschule in Trier. Bei Rodungsarbeiten wurden hier menschliche Überreste gefunden, bei denen es sich wahrscheinlich um die sterblichen Überreste der vor acht Jahren verschwundenen Studentin Tanja Gräff handelt.

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Wie die junge Frau damals zu Tode kam, blieb zunächst unklar. Die Polizei war bisher stets davon ausgegangen, dass die damals 21-Jährige nach einer Party an der Hochschule Trier einem Gewaltverbrechen zu Opfer fiel.

„Sie hat gespürt, dass sie tot ist.“

Für die 58-jährige Mutter wäre dies „eine Erleichterung“. „Es war immer ihr erstes Anliegen, ihre Tochter in Würde beerdigen zu können“, sagte Böhm. Seit dem Verschwinden von Tanja sei kein Tag vergangen, an dem die Mutter nicht an das Schicksal ihrer Tochter gedacht habe. „Sie hat gespürt, dass sie tot ist.“ Der Vater von Tanja erlebte die Gewissheit nicht mehr: Er starb vor knapp zwei Jahren.

Die Polizei hatte nach dem mysteriösen Verschwinden der Studentin tagelang mit einem Großaufgebot von Beamten, Hunden und mit Wärmebildkameras ausgerüsteten Hubschraubern die Umgebung der Hochschule abgesucht. Ohne Erfolg. Es schlossen sich jahrelange Ermittlungen der Trierer Polizei an, in denen zig Aktenordner angelegt und 3000 Hinweisen und Spuren nachgegangen wurde - ohne heiße Spur.

Auch eine Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Reihe „Aktenzeichen XY... ungelöst“ hatte die Polizei nicht weitergebracht. „Es gibt keinen Tatort, keine Spuren, nichts, wo man ansetzen könnte“, sagten die Ermittler immer wieder. Dabei hatte die Leiche wohl die ganze Zeit gar nicht weit vom Ort des Verschwindens entfernt gelegen. (dpa)

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