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Michelle

© dpa

Leipzig: Keine heiße Spur zu Michelles Mörder

Noch immer fehlt im Fall der getöteten Michelle eine heiße Spur zum Täter. Die rechtsextreme Szene in Leipzig versucht derweil weiter, den Fall für ihre Interessen zu instrumentalisieren - unter ihnen ist auch Michelles Onkel. Die Eltern des Kindes haben sich von den Aktionen distanziert.

Im Fall der getöteten achtjährigen Michelle aus Leipzig hat die Polizei am Freitag erneut ein Waldgebiet in der Nähe des Fundortes der Leiche des Kindes durchkämmt. Etwa 50 Beamte seien auf der Suche nach der pinkfarbenen Jacke sowie der Tasche des getöteten Mädchens und anderen Hinweisen im Einsatz gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Derweil wächst die Kritik an der Vereinnahmung des Falls durch die rechtsextreme Szene.

Während der neuerlichen Suchaktion sperrte die Polizei die Zufahrtsstraße zu dem Areal. Ein 49-jähriger Mann, der den Einsatz aus bisher ungeklärten Gründen behindert hat, wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Einen Zusammenhang zwischen diesem Vorfall und dem Verbrechen an Michelle gebe es nicht.

Mehr als 800 Hinweise aus der Bevölkerung

Auch die Reiterstaffel der Polizei war am Freitag noch einmal in dem Gebiet unterwegs. Bislang sind den Angaben zufolge weit mehr als 800 Hinweise aus der Bevölkerung zum Fall Michelle eingegangen. Noch immer warteten die Ermittler allerdings auf den entscheidenden Hinweis, der auf die Spur des Täters führt.

Die Leipziger Anwältin der Eltern, Ina Alexandra Tust, sagte, dass bis zu Michelles Beisetzung "noch geraume Zeit" vergehen werde. Die Eltern hätten sich noch nicht für einen Termin entschieden. Es sei zudem unklar, ob sie nach dem Verbrechen an ihrer Tochter weiterhin in Leipzig leben werden.

Für Montag (1. September) wurde nach Angaben des Leipziger Ordnungsamtes eine Demonstration der rechtsextremen Szene unter dem Motto "Unsere Kinder - unsere Zukunft" angemeldet. Demnach wollen etwa 200 Teilnehmer von Michelles Schule in die Innenstadt ziehen. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) warnte unterdessen vor der Vereinnahmung dieses Themas durch rechtsextreme Kräfte. Diese zeigten jetzt unverhohlen ihr "wahres, menschenverachtendes Gesicht".

Michelles Eltern distanzieren sich von Rechtsradikalen

Nach Ansicht des Leipziger Polizeipräsidenten Horst Wawrzynski ist es aus moralischer Sicht unzumutbar, den Tod Michelles für politische Interessen zu missbrauchen. Alle Teilnehmer an der von der rechten Szene organisierten Demonstration müssten sich bewusst sein, dass die Trauer um das Mädchen nicht im Mittelpunkt stehe, sagte er. Zugleich kritisierte er den geplanten Gegenprotest eines Bürgerbündnisses. Dadurch würde der Demonstration ein Podium geboten.

Die Eltern des Mädchens hatten sich am Vortag über ihre Anwältin von den rechtsradikalen Aktivitäten von Michelles Onkel distanziert. Dieser hatte bei einem Trauermarsch eine Rede gehalten. Die Eltern hätten davon nichts gewusst, sagte Tust.

Michelle war Anfang vergangener Woche als vermisst gemeldet worden. Am Donnerstag vergangener Woche fand ein Spaziergänger ihre Leiche in einem Teich in Leipzig. (ut/ddp)

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