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Eine Meldung und ihre Geschichte. Hasso Plattner dementiert die Erklärung seiner Pressestelle. Foto: dpa

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LEUTE: Hasso Plattners Ärger über Bill Gates

Heute aus Los Angeles Ist er ein Superspender? Gehört er zum elitären „The Giving Pledge“? Der Potsdamer sagt: eigentlich nein.

Anne Hathaway

, Schauspielerin („Les Misérables“, ist zwar für den Oscar nominiert, aber ohne Job. „Es ist tatsächlich so, dass ich arbeitslos bin“, sagte die 30-Jährige der Zeitschrift „Grazia“. „Aber ich versuche, nicht mehr panisch zu werden, wenn ich keine neuen Projekte habe. Als Schauspieler kann man sich ziemlich verloren fühlen, wenn man gerade keinen Film dreht.“ Der Oscar- Verleihung sieht sie gelassen entgegen. „Das wird schon nicht so dramatisch! Ich habe mein ,glam squad’ um mich herum, das Team, das mich bepuschelt.“ dpa

Potsdam - Wie dementiert man, dass man der totale Altruist ist, ohne geizig auszusehen, obwohl man schon Aberhunderte Millionen Euro gespendet hat für Bildungsprojekte und Universitäten in Amerika, Deutschland und Südafrika, für HIV-Aufklärung und Aids-Bekämpfung, für Kunst und anderes Mäzenatentum? Wie sagt man, dass man nicht im selben Club ist wie US-Wirtschaftslegenden wie Warren Buffet und Bill Gates, ohne sich und seine Leistung kleinzumachen? Hasso Plattner weiß es nicht an diesem Mittwochvormittag und nicht am Mittag und auch nicht später am Nachmittag in seiner Potsdamer Villa über dem Griebnitzsee – der Villa, in der Winston Churchill während der Verhandlungen zum Potsdamer Abkommen wohnte. Er ist erst einfach nur wütend. Und dementiert am Vormittag und am Nachmittag: „Nein, ich bin dem Verein nicht beigetreten.“

Der Verein – das ist „The Giving Pledge“ (Das Spendenversprechen), gegründet vor drei Jahren von Buffet und Gates, die seitdem mehr als 100 Milliardäre überredet haben, mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden – oder dieses zumindest für den Fall ihres Ablebens zu versprechen. Fast alle kommen aus den USA. Noch im Januar hatte Gates gesagt, er hoffe auch auf deutsche Beteiligung. Und immer wieder trat er an Plattner heran – man kennt sich und konkurriert als Sammler der Klassischen Moderne. Gates schätzt Plattners Kunstsammlung und hätte ihn gern als Europa-Zugpferd für den Club. Doch Plattner lehnte immer ab. Im Vorjahr in einer „Arte“-Dokumentation, auch am Montag am Rande des Neujahrsempfangs beim Golfclub Wannsee. Aber in der Nacht zu Mittwoch meldet „The Giving Pledge“, Plattner sei dabei.

Nur, der will sich nicht einbinden lassen, will frei bleiben in der Entscheidung, wie er sein Vermögen einsetzt. Und vor allem will er eines: die Kontrolle über die von ihm mitgegründete Softwarefirma SAP, deren Aufsichtsratsvorsitzender er noch ist, nicht hergeben. Er hat Verantwortung. Würde er die Hälfte seines Vermögens spenden, dann müsste er SAP-Aktienpakete verkaufen – Kontrolle abgeben, Tür und Tor für den Einstieg von unkontrollierbaren Investoren öffnen. Plattner sagt am Mittwoch, es gehe ihm nicht darum, eine oder sechs Milliarden Euro zu besitzen – das sei nicht wichtig. SAP sei wichtig. Das US-Magazin Forbes schätzte Plattners Vermögen 2012 auf rund 5,4 Milliarden Euro. Er hielt zuletzt rund zehn Prozent an SAP. Die neue SAP-Software „HANA“ hat er mitentwickelt – nicht bei SAP sondern in Potsdam mit seinen Studenten an seinem Universitäts-Institut.

Er habe ja noch Zeit sich zu überlegen, was er wann mit seinem Vermögen machen will, sagt Plattner. Buffet sei schon über 80 Jahre alt, da sei es anders. Plattner verspürt keine Eile, er ist 69 und quietschfidel. Was nach seinem Tode passiere, stehe auf einem anderen Blatt – und gehe niemanden etwas an. Da könne ihn auch ein Bill Gates nicht unter Druck setzen. Und so sagt er am Mittwochmittag, als die ganze Welt noch meldet, er sei nun einer der Supermegaspender, Sätze wie: „Ich fühle mich von Bill Gates hintergangen und ausgenutzt.“ Er meint das so, er fühlt sich so. Im Augenblick. Er will nicht mit falschen Maßstäben gemessen werden, nicht den Eindruck erwecken, er gehöre in einen Club, dessen Aufnahmebedingungen er nicht erfüllt.

Auch wenn Bill Gates das offenbar ganz anders sieht: Er hat Plattner aufgenommen in den Club der superguten Superreichen. Plattner, der gebürtige Berliner, in einer Reihe mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg und Hollywood-Regisseur und Star-Wars-Erfinder George Lucas. Aufnahmekriterium ist die Abgabe von mindestens 50 Prozent des Vermögens im Sinne der Initiative zuzusichern – Förderung der Bildung und der Gesundheit gehören dazu. Und „The Giving Pledge“ hat eine Erklärung Plattners veröffentlicht, in der steht, warum er so viel spendet: Er wolle der Gesellschaft etwas zurückgeben, die ihm ein nahezu kostenloses Studium als Grundlage seines persönlichen Erfolges ermöglicht habe. Es war eher eine Erklärung dafür, warum er seine gemeinnützigen Stiftungen eingerichtet hat, über die er etwa mit mehr als 200 Millionen Euro an der Uni Potsdam das Hasso- Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik gestiftet hat und weiter finanziert. Nur stand dort eines nicht: dass er die Hälfte seines Vermögens spendet und warum er nun doch dabei sein will.

Dann verschickt SAP am späten Nachmittag eine Erklärung: Plattner freue sich, Mitglied bei „The Giving Pledge“ zu sein – seine Stiftung werde ihr gesamtes Kapital im Sinne des Vereins einsetzen. Nur: Auch hier keine Rede davon, dass Plattner sein halbes Vermögen spenden will. Und Plattner, der als einer der bedeutendsten privaten Wissenschaftsförderer Deutschlands gilt, steckt weiter in der Defensive. Er glaubt, sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass er nicht verkünden will, was nach seinem Tod mit seinem Vermögen passieren soll. „Warum auch?“, fragt er. Damit neue Diskussionen beginnen? Ihm reichts. Dann hat Gates eben gewonnen, dann sollen sie es alle schreiben. „Ich aber weiß, dass ich die Kriterien nicht erfülle.“

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