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Panorama: Licht an, Licht aus

Die Menschen im Münsterland helfen sich gegenseitig – und sind zunehmend genervt

Ochtrup/Horstmar - So romantisch Kerzenschein und so gesellig ein Kaminabend ohne Fernsehen auch sein mag: Vier Tage in der Kälte und im Halbdunkeln, das nagt den tausenden immer noch vom Energienetz abgeschnittenen Menschen im Münsterland an den Nerven. Auch die Helfer arbeiten mittlerweile am physischen und psychischen Limit und warten nach vier Tagen Dauereinsatz auf Ablösung. Zwar sorgen Notstromaggregate aus dem gesamten Bundesgebiet in vielen Häusern wieder für Licht und Heizung. Aber die Energie soll extrem sparsam verwendet werden, lautet der Appell – von Normalität also keine Spur.

Nach vier Tagen mit nur stundenweise Strom musste der Horstmarer Ortsteil Leer am Montagabend evakuiert werden, weil ein Strommast umzuknicken drohte. „So langsam haben wir genug“, stöhnt Markus Cloeters. Mit seinen Kindern kam er bei Schulfreund Ralf Nihus rund 20 Kilometer entfernt unter, der mittlerweile wieder Strom hatte: „Grundsätzlich aber habe ich die Schnauze voll von diesem ewigen Hin und Her.“ „Ständig hört man Neues im Radio und immer ist alles wieder anders“, klagt ein junges Ehepaar, das zum zweiten Mal in zwei Tagen nachts Zuflucht in der Emsdettener Stadthalle sucht. „Der Kleine braucht warmes Essen“, sagt die Frau. Ihr Freund schleppt Windelpakete.

Bei der Krisenhotline in Steinfurt laufen die Drähte seit Tagen heiß: „Die Menschen sind mittlerweile einfach mit den Nerven zu Fuß“, berichtet eine Mitarbeiterin. Den Helfern von Rotem Kreuz, Technischem Hilfswerk und den Feuerwehren geht es nicht anders. Auch sie sind erschöpft. „Es reicht langsam!“, hört Pfarrer Albrecht Philipps immer häufiger. Stromausfall und Schneechaos haben aus seiner Sicht aber auch eine schöne Seite. „Das Zusammenrücken der Menschen ist schon eine einzigartige Erfahrung.“ dpa

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