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Panorama: "Lieber Fidel - Maritas Geschichte": Sie liebt ihn noch immer

Sie hört sich an wie eine Räuberpistole - die Lebensgeschichte der Marita Lorenz. Der Dokumentarfilmregisseur und dreifache Grimme-Preisträger Wilfried Huismann hat wesentliche Stationen dieser außerordentlichen Karriere in seinem Dokumentarfilm "Lieber Fidel - Maritas Geschichte" aufgegriffen, der am Donnerstag in Köln seine Premiere erlebte.

Sie hört sich an wie eine Räuberpistole - die Lebensgeschichte der Marita Lorenz. Der Dokumentarfilmregisseur und dreifache Grimme-Preisträger Wilfried Huismann hat wesentliche Stationen dieser außerordentlichen Karriere in seinem Dokumentarfilm "Lieber Fidel - Maritas Geschichte" aufgegriffen, der am Donnerstag in Köln seine Premiere erlebte. Huismann bezeichnete sie selbst als "verrückte Geschichte". "Ich sagte mir: Huismann, lass die Finger davon. Noch ahnte ich nicht, dass die Geschichte stimmte."

Auf dem Dampfer "Berlin" kennengelernt

Im Alter von 19 Jahren schlittert die gebürtige Bremerin und Tochter eines Kapitäns 1959 in eine Affäre mit Fidel Castro. Ihn lernte sie an Bord des Passagierschiffes "Berlin" kennen, wurde seine Geliebte und blieb acht Monate bei ihm in Havanna. Nach einer erzwungenen Abtreibung und nachdem Castro das Interesse an ihr verloren habe, sei sie für die CIA interessant geworden, teilte der Filmverleih Pegasos mit.

Später habe sie den Auftrag erhalten, Castro zu ermorden. Bei einem erneuten Besuch in Kuba habe sie die Giftkapseln jedoch in ein Bidet geworfen: "Die Liebe war stärker." Es folgten eine Liaison mit dem venezolanischen Ex-Diktator Marcos Prez Jimnez, mit dem sie eine Tochter hat. Jahrelang spionierte sie als Hausmeisterin getarnt in den Diensten des FBI und hatte Kontakte zu einem Einbrecher beim Watergate-Skandal sowie zu dem Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald. Heute lebt die 61-Jährige in ärmlichen Verhältnissen in New York.

Der Bremer Regisseur Huismann begleitete Lorenz in seinem Film im Frühjahr 2000 auf eine Reise nach Kuba, bei der sie gleichsam ihrer Vergangenheit erneut begegnete. Auf die Frage eines Journalisten, ob sie noch immer in Castro verliebt sei, sagte Marita Lorenz in Köln: "Ja." Bei ihrer jüngsten Reise nach Havanna habe sie ihn beinahe getroffen: "Ich habe ihn gehört, aber nicht gesehen." Castro sei wegen der Affäre um den kubanischen Flüchtlingsjungen Elian sehr beschäftigt gewesen und habe bei ihrer Visite in Havanna an einer wichtigen Kabinettssitzung teilgenommen. Sie hätte es aber ohnehin vorgezogen, ihn in seinem Privathaus wiederzusehen.

Huismann, der schon vor 15 Jahren auf den Fall stieß, hat die Angaben von Lorenz überprüft und etliche Zeugen befragt. Castros damaliger persönlicher Assistent, kommt in dem Film auch zu Wort: "Er war einer unser wichtigsten Zeugen," so Huismann. Als engster Vertrauter Castros habe dieser Lorenz seinerzeit an den Strand begleitet, wenn der Machthaber seine politischen Geschäfte erledigte und keine Zeit für die junge Geliebte hatte.

Probleme habe es beim Drehen auf der kommunistisch regierten Karibikinsel nicht gegeben, berichtete der Regisseur und dreifache Grimme-Preisträger vor Journalisten.

Einige Erinnerungen an die Liaison und ihre Spionage-Tätigkeiten hat Marita Lorenz vor 20 Jahren aufgeschrieben. Sie seien in ihre Autobiographie eingeflossen, die 2001 in einem großen deutschen Verlag herauskommen werde, sagte Huismann.

Reinhard Kleber

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