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Panorama: Listeriose-Fälle vor allem für Neugeborene und Ältere gefährlich

Auf den Pariser Wochenmärkten und in den zahllosen Metzgereien gibt es derzeit nur noch ein Thema: Die Listeriose. "Kann man sich noch auf unsere Nahrungsmittel verlassen", fragte das Pariser Boulevardblatt "Le Parisien", nachdem 24 Menschen an Listeriose-Erregern erkrankt und sieben gestorben waren.

Auf den Pariser Wochenmärkten und in den zahllosen Metzgereien gibt es derzeit nur noch ein Thema: Die Listeriose. "Kann man sich noch auf unsere Nahrungsmittel verlassen", fragte das Pariser Boulevardblatt "Le Parisien", nachdem 24 Menschen an Listeriose-Erregern erkrankt und sieben gestorben waren. "Mais oui, aber ja doch", schallt es unisono aus Fleischermund zurück. Die Angst werde von den Medien geschürt, das französische Fleisch sei sicher.

Doch es hilft alles nichts, die Verbraucher meiden die Schweinezunge in Aspik. Die typisch französische Spezialität war von den Pariser Gesundheitsbehörden als Hauptursache für die jüngste Listeriose-Epedimie ausgemacht worden. Endgültige Gewissheit gibt es aber trotz tagelanger fieberhafter Nachforschungen immer noch nicht. Nur elf der insgesamt 24 Erkrankten hatten mit Sicherheit von der fraglichen Schweinezunge gegessen. Landwirtschaftsminister Jean Glavany warnte denn auch vor voreiligen Schlüssen: Es sei "leichtfertig", andere Erregerquellen definitiv auszuschließen.

Indirekt setzte sich Glavany damit von der Pariser Staatssekretärin für das Gesundheitswesen, Dominique Gillot, ab. Gillot hatte die Schweinezunge am Dienstag als Haupterreger ausgemacht. Die Meinungsverschiedenheiten in der Regierung führten prompt zu einer neuen Polemik. Die offizielle Information sei unzureichend und widersprüchlich, kommentieren Pariser Leitartikler. Dass Sozialministerin Martine Aubry gestern nach der wöchentlichen Kabinettssitzung erklärte, die Regierung habe mit der Listeriose "überhaupt keine Probleme", wirkte da eher wie ein Ablenkungsmanöver.

Streng wissenschaftlich betrachtet, müssen sich die Franzosen allerdings wohl wirklich keine allzu großen Sorgen machen. Tödlich kann eine Infektion mit dem Listeriose-Erreger meist nur bei Schwangeren, Neugeborenen und alten Menschen enden. Normalerweise reichen Antibiotika, um die heimtückischen Bakterien zu besiegen. Zwei der sieben an Listeriose-Infektionen gestorbenen Menschen waren Neugeborene, die im Bauch der Mutter infiziert wurden und kurz nach der Geburt starben. Die übrigen Todesopfer waren gebrechlich oder bereits durch andere Infektionen geschwächt, melden die französischen Gesundheitsbehörden. Im Durchschnitt endet "nur" jede fünfte Erkrankung tödlich, heißt es weiter.

Auch die Statistik scheint geeignet, die drohende "Hysteria" zu relativieren. Seit zehn Jahren sinkt nämlich die Zahl der Listeriose-Erkrankungen in Frankreich, die meist durch infizierten Rohmilchkäse, Schmalzwurst oder Lebensmittel in Aspik ausgelöst werden. Bei den letzten großen Epedimien 1992 und 1993 wurden jeweils mehr als 400 Fälle registriert - 1998 hingegen nur noch 230.

Im übrigen ist Frankreich durchaus nicht das einzige - und am schlimmsten betroffene - Land. Die größte Epidemie wurde 1997 in Italien gemeldet.

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