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UFO-Sichtungen in Großbritannien enthüllt

© dpa

London: Überall Ufos

Protokolle zu hunderten Ufo-Sichtungen von 1978 bis 1987 hat das Londoner Verteidigungsministerium in den vergangenen Tagen veröffentlicht. Erstaunlich ist: Jede zehnte Beobachtung gilt als glaubwürdig.

Die Sicht an jenem Nachmittag im April 1984 ist normal. Es ist noch hell draußen. Die beiden Männer im Tower eines englischen Provinzflughafens gelten als gewissenhafte Fluglotsen, heißt es in den Akten des britischen Verteidigungsministeriums. Auf ihren Wunsch, werden ihre Namen anonymisiert – denn beide haben Angst davor, als verrückt erklärt zu werden: Gegen 16 Uhr sehen sie ein „Unbekanntes Flugobjekt“ – ein Ufo. Es landet kurz und schießt dann wieder in den Himmel, sagen die beiden übereinstimmend. Der Fall kann nie aufgeklärt werden, die Zeugen bleiben bei ihrer Version, und die Experten des Verteidigungsministeriums halten die Männer offenbar für glaubwürdig.

Nur ein Fall von vielen. Protokolle zu hunderten Ufo-Sichtungen von 1978 bis 1987 hat das Londoner Verteidigungsministerium in den vergangenen Tagen veröffentlicht, sie sind im Internet einsehbar. In den nächsten Monaten und Jahren sollen Akten folgen, die bis ins Jahr 2002 reichen. Insgesamt 200 Ordner. Erstaunlich ist: Jede zehnte Beobachtung gilt als glaubwürdig. „Das Verteidigungsministerium weist nicht zurück, dass es am Himmel seltsame Dinge zu sehen gibt“, heißt es in den Akten. Allerdings lassen sich, so die Sicherheitsexperten, 90 Prozent der gemeldeten Fälle durch das Wetter, reguläre Flugzeuge oder die Trunkenheit der vermeintlichen Zeugen erklären.

Die britischen Sicherheitsexperten haben jeden Fall auf seine Glaubwürdigkeit überprüft: Als 1985 etwa ein Mann in einem Brief von der Begegnung mit einem Außerirdischen berichtete, der später von einem Ufo abgeholt worden sei, vermerkte der zuständige Beamte unter der Vorgangsakte handschriftlich: „Nicht antworten.“ Doch die Behörden sind von höchsten politischen Kreisen angehalten worden, solchen Phänomenen nachzugehen: In den 80er Jahren saßen mit dem Earl of Clancarty, dem Earl of Kimberley und Lord Gainford treue Anhänger von Ufo-Theorien im House of Lords, einer der beiden Kammern des britischen Parlaments. Über Jahre gab es sogar ein Ausschuss für Ufo-Fragen.

Auf den Formularen des Verteidigungsministeriums wurden Ort der Begegnung, Zeit, Dauer und Bewegungsrichtung des „Unbekannten Flugobjekts“ festgehalten. Auch wie der Zeuge das Ufo gesehen haben will, wurde vermerkt. „Bloßes Auge“ lautet dabei der häufigste Eintrag. Wenn die Zeugen detaillierte Angaben machen konnten, haben Polizisten bei einer Phantomzeichnung geholfen. Zahlreiche Radierungen sind deshalb den Akten des Verteidigungsministeriums beigelegt, einige lassen dabei kein Klischee aus. Beliebt ist der Klassiker: Form einer Untertasse mit nach unten gerichteten Scheinwerfern.

Ob der Glaube an fliegende Untertassen nun ein Ende findet, ist unwahrscheinlich. David Clarke, Ufo-Experte der Sheffield Hallam University, sagte dem britischen Sender BBC, dass Verschwörungstheoretiker nur schwer vom Gegenteil zu überzeugen seien. Die Veröffentlichung der Akten könnte gar dazu führen, dass Wissenschaftsskeptiker vermuten, die Regierung wolle nur von den wirklich relevanten Ufo-Sichtungen ablenken. Immerhin, Umfragen haben ergeben, dass ein Drittel der Briten an Außerirdische glaubt.

http://ufos.nationalarchives.gov.uk

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