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Panorama: Lucky Dube ermordet

Räuber erschossen den südafrikanischen Reggae-Star vor den Augen seiner Kinder – seine Fans trauern

Kaum hatte sich die Nachricht vom Mord an dem südafrikanischen Reggae-Star Lucky Dube verbreitet, brachen in ganz Südafrika die Telefonleitungen der Radiosender zusammen. Am Freitagmorgen hatte die Polizeisprecherin Cheryl Engelbrecht in Johannesburg bekannt gegeben, dass Dube bei einem missglückten Raub von drei Männern vor den Augen zweier seiner Kinder erschossen worden war.

Musikfans auf der ganzen Welt überfluteten daraufhin den britischen Sender BBC mit rund 1000 Mails pro Stunde bis in den späten Abend hinein mit Trauerbekundungen.

Lucky Dube war nicht nur in Südafrika ein Star – er war neben den beiden aus der Elfenbeinküste stammenden Musikern Alpha Blondy und Giken Jah Fakoly der größte Reggae-Star Afrikas. Er war auch in Europa und den USA in seinen 25 Jahren im Musikgeschäft sehr erfolgreich, veröffentlichte 22 Alben in den Sprachen Englisch, Zulu und Africaans und wurde mehr als 20 Mal mit internationalen Musikpreisen ausgezeichnet.

Südafrikas Präsident Thabo Mbeki sagte, bevor er in ein Flugzeug nach Frankreich stieg, um dort das Endspiel der Rugby-Weltmeisterschaft zu verfolgen: „Es ist wirklich sehr traurig, dass das einem herausragenden Südafrikaner und Musiker passiert ist, der weltweit bekannt ist.“ Er forderte die Südafrikaner auf, gegen „diese furchtbare Kriminalitätswelle“ in ihrem Land zu kämpfen. Im vergangenen Jahr sind nach offiziellen Statistiken knapp 20 000 Südafrikaner ermordet worden. Zum Vergleich: In Deutschland waren es bei einer doppelt so großen Bevölkerung etwa 800. Marc Burman aus Johannesburg schrieb an die BBC: „Rastas sterben nie, aber unser Land wird es, wenn die Regierung nicht endlich aufwacht.“

Viele Südafrikaner kritisieren die Staatspartei African National Congress (ANC), dass sie zu passiv auf das Kriminalitätsproblem reagiere. Mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2010 argumentieren viele, die hohe Kriminalitätsrate könnte tausende Fußballfans aus aller Welt davon abhalten, nach Südafrika zu reisen. Der ANC selbst gibt zu, dass schon jetzt viele potentielle Touristen Südafrika wegen dieser Probleme meiden.

Lucky Dube war 43 Jahre alt, als er im Stadtteil Rosettenville von drei Räubern erschossen wurde, die sein Auto stehlen wollten. Dube hatte gerade seinen 15-jährigen Sohn und seine 16-jährige Tochter bei einem Onkel abliefern wollen. Die Kinder blieben unverletzt, standen aber unter Schock. Dube hatte gerade ein zweites Mal geheiratet. Das jüngste seiner sieben Kinder war gerade mal drei Monate alt, berichtet seine Plattenfirma auf Lucky Dubes Homepage.

Der Musiker war einer der ganz großen Stars in der afrikanischen Musikbranche. Das lässt sich auch daran ablesen, dass von kaum einem anderen Musiker mehr illegale Raubkopien von Musikvideos auf den Märkten Afrikas angeboten werden.

George Gichuru aus Nairobi in Kenia schrieb der BBC: „Dube war eine Inspiration für den Kontinent. Für mich spielt er in einer Liga mit Nelson Mandela in seinem Kampf für ein freies Südafrika.“ Tatsächlich hatte Dube schon gegen die Apartheid gekämpft. Eine seiner ersten Platten 1984 war vom Apartheidregime verboten worden. Dennoch ließ sich Lucky Dube auch vom ANC nie vereinnahmen. Auch seine letzte CD, „Respect“, die Dube am 1. Mai dieses Jahres im Berliner Kesselhaus vorgestellt hatte, enthält politische Texte. Im Titelsong verlangt Dube: „Respektiere mich, dafür, wer ich bin, nicht was ich bin.“ Eine gute Zusammenfassung seiner Haltung ist ein Satz aus dem Lied: „Shut up“: „Wenn Du nicht etwas Gutes über jemanden sagen kannst, dann halte einfach die Klappe.“ Seine Lieder werden die trauernden Fans weiter begleiten.

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