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Haus in Ludwigshafen

© dpa

Ludwigshafen: Ermittler schließen Brandanschlag weitestgehend aus

Bei der Brandkatastrophe in Ludwigshafen ist nicht von einem Anschlag auszugehen. Es wurden keine Brandbeschleuniger gefunden. Das teilte der leitende Oberstaatsanwalt mit.

Einen Monat nach der Brandkatastrophe mit neun Toten in Ludwigshafen schließen die Ermittler einen Anschlag praktisch aus. Der Leitende Oberstaatsanwalt Lothar Liebig bezeichnete vorsätzliche Brandstiftung am Dienstag in Ludwigshafen als "äußerst unwahrscheinlich". Vermutlich sei das Feuer auf ein "wie auch immer geartetes fahrlässiges Verhalten" zurückzuführen. Die Vermutungen über einen ausländerfeindlichen Anschlag waren vor allem durch zwei Mädchen genährt worden, die einen Brandstifter gesehen haben wollten. Beide rückten inzwischen von ihrer Aussage ab.

Technischer Defekt wird ausgeschlossen

Einen technischen Defekt - beispielsweise durch einen Kurzschluss in dem mehr als hundert Jahre alten Haus - schließen die Ermittler inzwischen kategorisch aus. Ansonsten sagte Liebig: "Wir haben ein offenes Feld an Möglichkeiten, wie sich dieses Feuer entwickelt haben könnte." Bei dem Brand waren am 3. Februar neun türkische Frauen und Kinder gestorben, 60 Menschen wurden verletzt. Insbesondere in der Türkei gab es seither Spekulationen, dass das Feuer durch rechtsextreme Täter gelegt worden sein könnte.

Auch der Leiter der türkischen Ermittlergruppe, die von der Regierung in Ankara nach Ludwigshafen geschickt worden war, Mehmet Tüzel, sagte, es gebe keinen Hinweis auf einen Anschlag. Allerdings schränkte er ein, ein Anschlag könne nach wie vor "nicht gänzlich" ausgeschlossen werden. Die türkischen Ermittler sollen in den nächsten Tagen in ihr Heimatland zurückkehren.

Brand brach unter der untersten Stufe aus

Der Brand brach nach den Erkenntnissen der Ermittler unter den untersten Stufen der Kellertreppe des viergeschossigen Hauses aus, auf einer "räumlich eng begrenzten Fläche". Eine Kerze oder Zigarette als Zündquelle sei nicht sehr wahrscheinlich, könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, sagte Liebig. Laut Gutachten schwelte das Feuer zunächst 15 Minuten bis drei Stunden vor sich hin, bevor die Flammen in die oberen Stockwerke durchschlugen. Die Kellertür sei zunächst geschlossen gewesen, aber wohl nicht abgeschlossen.

Die beiden acht und neun Jahre alten türkischen Mädchen hatten zunächst behauptet, einen Mann in dem Haus mit Feuer hantieren gesehen zu haben. Dies hätten sie korrigiert, sagte Liebig. Die Kinder wollen zwar weiter einen Mann in dem Haus gesehen haben, der aber nichts mit Feuer gemacht habe. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass die Kinder eigenes Fehlverhalten mit ihrer Aussage verdecken wollten, sagte Liebig. Ein Psychologe habe darauf hingewiesen, dass die Mädchen stark traumatisiert waren.

Der Staatsanwalt betonte noch einmal, dass in dem Haus keinerlei Spuren von Brandbeschleunigern gefunden wurden. Auch die Tatsache, dass sich das Feuer sehr langsam entwickelt habe, spreche gegen einen Anschlag. Brandstifter gingen in der Regel anders vor. Auch die Ermittlungen in der rechtsextremen Szene hätten keine Hinweise gebracht. Nach Angaben der Polizei wurden bislang mehr als 200 Spuren ausgewertet. Im Kern soll nun eine etwa zehnköpfige Gruppe die Ermittlungen weiterführen. Liebig appellierte noch einmal an mögliche Zeugen, sich bei der Polizei zu melden. (mbo/dpa)

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