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Ludwigshafen: Frustrierter Ex-Schüler sticht Lehrer nieder

Ein Lehrer ist tot, der Täter geständig: Mit einem Kampfmesser bewaffnet ist ein ehemaliger Schüler in Ludwigshafen durch seine alte Schule gezogen. Sein Motiv: schlechte Noten.

Großalarm an der Ludwigshafener Schule Technik II: Am Morgen stürmte ein 23-Jähriger seine frühere Berufsschule und attackierte mehrere Lehrer. Bewaffnet war er mit einem sogenannten Outdoor-Messer mit stehender Klinge sowie einer Schreckschusswaffe. Einer der Lehrer starb an seinen schweren Verletzungen. Die Polizei nahm den Angreifer fest. Als "Amoklauf" wollten die Behörden den Angriff nicht betiteln.

Zur Stunde wird der frühere Schüler vernommen und soll am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts, Lothar Liebig, hat der junge Mann den Angriff gestanden. Als Motiv gab er "große Wut" auf die Lehrer an, die ihm viel zu schlechte Noten gegeben hätten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordverdachts, sie geht von "niedrigen Beweggründen" aus. Der 23-Jährige sei vor der Tat nicht polizeibekannt gewesen.

Lehrer stirbt an Stichverletzung

Wie Liebig weiter mitteilte, habe der 23-Jährige gegen 10 Uhr zuerst ein Nebengebäude der Schule betreten und dort auf der Kellertreppe den später getöteten Pädagogen getroffen. Dabei sei es zu einer Rangelei zwischen dem 58-Jährigen und dem Angreifer gekommen. Schließlich habe der Ex-Schüler seinem früheren Lehrer mindestens eine tödliche Stichverletzung zugefügt. Der Mann verstarb noch am Tatort.

Danach sei der Täter ins Hauptgebäude gegangen und habe dort mehrere Etagen durchwandert. Dabei habe er eine Brandfackel, ein sogenannten Bengalisches Feuer entfacht, wodurch Brandalarm ausgelöst wurde. Der Mann habe auch den Schulleiter und mindestens einen weiteren Lehrer angegriffen, diese blieben aber unverletzt.

Die Schüler und Lehrer in den umliegenden Klassenzimmern stürmten daraufhin nach draußen. Schließlich rückte ein Großaufgebot von Polizisten und Rettungskräften an. Wie der Einsatzleiter der Polizei, Franz Leidecker, mitteilte, habe der junge Mann bei seiner Flucht vor der Polizei aus einer Faustfeuerwaffe noch Schüsse abgegeben, bevor er von Beamten überwältigt werden konnte.

Notfalseelsorge eingerichtet

Danach durchsuchten die Polizisten die evakuierte und abgesperrte Schule, an der 130 Lehrer mehr als 3200 Schüler unterrichten. Einen zweiten Täter gab es aber nicht. Für die schockierten Schüler und Lehrer wurde eine Anlaufstelle mit Schulpsychologen und Notfallseelsorgen eingerichtet. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen kündigte an, dass die Schule in den kommenden zwei Tagen geschlossen bleibe.

Nach der Bluttat forderte Bundespräsident Horst Köhler eine verstärkte "Kultur der Aufmerksamkeit". "Das ist ein Langzeitthema, das uns beschäftigen wird", sagte er bei einem Besuch in Trier. Die Täter litten oft länger unter bestimmten Dingen, bis sie "explodierten". "Wir müssen alle viel aufmerksamer sein", sagte der Bundespräsident. Eltern, Mitschüler und Schulen müssten noch achtsamer sein. Und das Thema dürfe auf keinen Fall verschwinden, wenn sich die Trauer abschwäche. Aus diesem Grund werde er auch am Jahrestag des Amoklaufes von Winnenden am 11. März 2010 vor Ort sein.

Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, Reuters, dpa

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