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Luftverkehr: Flugverbot – die Branche flucht

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat die Luftfahrtbranche für den kommenden Dienstag zu einem Runden Tisch eingeladen. Zwölf Tage nach dem Beginn der "Vulkanaschekrise" will der Politiker mit Vertretern von Flugzeugherstellern, Luftverkehrsgesellschaften, Flughäfen, EU-Kommission und Eurocontrol über die umstrittenen Luftraumsperrungen und ihre Konsequenzen diskutieren.

Berlin - Die Flugverbote wären nach Recherchen des Tagesspiegels überflüssig gewesen, wenn man die inzwischen von der Industrie mit der britischen Luftfahrtbehörde CAA festgelegten Richtwerte zugrunde gelegt hätte. Ein Sprecher von Ramsauer erklärte dazu, dass nationale Regelungen „nicht hilfreich“ seien. Grenzwerte für schädliche Vulkanaschekonzentrationen müssten international abgestimmt und festgelegt, auf europäischer Ebene hier die EU-Kommission oder die Flugsicherheitsbehörde EASA initiativ tätig werden.

EASA-Sprecher Daniel Höltgen bezeichnete den von der britischen Luftfahrtbehörde CAA mit Airbus sowie den Triebwerksherstellern General Electric, Pratt & Whitney und Rolls-Royce ermittelten Grenzwert als einen „Quasi-Konsens“ zur wissenschaftlichen Untermauerung der Luftraumfreigabe. „Wir nehmen das so zur Kenntnis und protestieren auch nicht.“ Die EASA müsse aber Kriterien festlegen, die nicht nur für den sicheren Betrieb, sondern für die grundsätzliche Musterzulassung von Flugzeugen und Triebwerken gelten. Das gehe nicht innerhalb weniger Tage, sondern erfordere umfangreiche Realtests und Simulationen. „Wir brauchen relativ rasch Grenzwerte“, sagte Lufthansa-Sprecher Peter Schneckenleitner. Diese sollten unter Einbeziehung aller Beteiligten zumindest auf europäischer Ebene festgelegt werden.

„Wir brauchen zunächst Standards für technische Analysen zur Wirkung von Vulkanasche auf Luftfahrzeuge und Triebwerke“, erklärte der Sprecher des Verkehrsministeriums. Hier seien vor allem die Hersteller gefordert. Vorerst würden weiter die von Minister Ramsauer angeordneten Sofortmaßnahmen gelten. Dazu gehörten eine Meldepflicht der Airlines für alle Vorfälle, de mit Vulkanasche im Zusammengang stehen könnten, eine Verkürzung der Inspektions- und Wartungsintervalle für alle Flugzeuge sowie eine ständige Risikobewertung durch die Luftfahrtunternehmen selbst.

„In den USA zieht man bei einem Ausbruch einfach einen Sperrkreis von 35 Meilen um den Vulkan und geht ansonsten davon aus, dass auch in größerer Entfernung niemand durch die sichtbare Aschewolke fliegt“, sagte indessen ein ranghoher Branchenvertreter, der nicht genannt werden wollte, dem Tagesspiegel. „Die Amerikaner müssen sich über die Europäer totgelacht haben.“

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