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Panorama: Lust am hohen Absatz

H&M kooperiert erneut mit einem Design-Label. Diesmal gibt es Schuhe von Jimmy Choo zu kaufen

Berlin - Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sich der Behördenmitarbeiter nicht verschrieben hätte: „Choo“ statt „Chow“ trug er als Nachnamen für den kleinen Jimmy in die Geburtsurkunde ein. Dem erwachsenen Jimmy hat es nicht geschadet, im Gegenteil. Denn aus ihm ist ein Schuhdesigner geworden, und einen Schuhdesigner, der auch noch „Choo“ heißt, kann sich jeder merken.

Doch derzeit ist der Designer ohnehin nur schwer zu übersehen. In großen Lettern prangt der Name auf den Plakaten des Kleidungsherstellers H & M, der seinen neuesten Coup bewirbt: eine Kooperation mit Jimmy Choo. Unter 500 Euro ist ein Paar Choos selten zu bekommen. Doch ab diesem Samstag stehen Choo-Stilettos beim Kleiderdiscounter H&M im Regal, zu reduzierten Preisen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Billigmarke H & M einen glamourösen Designernamen aufnäht. Es ist eine Art Tauschgeschäft: H & M versucht sein Image mit einem teuren Namen aufzuwerten und kurbelt gleichzeitig seinen Umsatz an. Und die Designer erreichen ein Publikum, das sonst nicht zu ihrer Zielgruppe gehört. So dürfte Tamara Mellon kalkulieren, die Frau, die heute hinter der Marke Jimmy Choo steckt. Denn längst ist der leibhaftige Jimmy Choo nicht mehr Eigentümer des Unternehmens, das seinen Namen trägt.

Jimmy Choo war 1986 mit einem kleinen Laden gestartet – in den plötzlich Lady Diana stolzierte. Der diskrete Choo wurde eine Art Leibdesigner der Prinzessin. Tamara Mellon, damals Redakteurin für Accessoires bei der „Vogue“ und gut vernetztes It-Girl in London, hörte davon und schlug Choo 1996 vor, eine ganze Kollektion zu entwerfen. Mellon, deren Eltern bereits in der Modewelt Karriere gemacht hatten, wollte die Vermarktung übernehmen. Doch der Schuster war skeptisch. Maximal zwei Schuhe hatte er bis dahin pro Tag angefertigt, jetzt sollte er gleich 100 Paar designen. Zur Hilfe kam Choo seine Nichte Sandra Choi, ebenfalls Designerin. Inzwischen haben die beiden Frauen das Label übernommen, Choo selbst ließ sich für eine Millionensumme auskaufen. Mellon hat es damit geschafft, aus dem kleinen Schuster einen weltweit bekannten Designer zu machen.

Die Unternehmerin, die selbst nie mit weniger als acht Zentimetern unter den Füßen zu sehen ist, sagte in einem Interview: „Schuhe haben eine stimmungsverändernde Wirkung: Sie machen uns größer, geben uns Haltung.“ Haltung bewahren wird sicherlich auch die Marke, trotz des Kurzausflugs in die Billigwelt. Das Label ist nach wie vor fest im Luxussegment verankert. Sonja Pohlmann

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