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Panorama: Mafia, Politik, Geschäftemacherei

Siziliens Gouverneur wegen Kontakten zur Cosa Nostra zu Haftstrafe verurteilt

Wegen Begünstigung von Kriminellen ist ein ranghoher italienischer Politiker am Freitag zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der Gouverneur der Region Sizilien, Salvatore „Totò“ Cuffaro, wurde von einem Gericht in Palermo für schuldig befunden, im Jahr 2001 einen Mafiaboss von polizeilichen Abhörmaßnahmen informiert zu haben. Dies hatte die Ermittlungen in diesem Falle an ein jähes Ende gebracht. Der christdemokratische Ministerpräsident Cuffaro darf für die Dauer von fünf Jahren auch kein öffentliches Amt mehr bekleiden.

Eine förmliche „Begünstigung der Mafia“ an sich, wie von der Staatsanwaltschaft behauptet, sah das Gericht als nicht erwiesen an. Es blieb deshalb auch unter der Strafforderung von acht Jahren, wie sie die Ankläger erhoben hatten. Das Urteil ist, da in erster Instanz ergangen, nicht rechtskräftig, und Cuffaro lehnt einen Rücktritt ab. „Ich wusste ja immer, dass ich die Mafia nicht unterstützt habe“, sagte er nach der Urteilsverkündung. „Morgen früh um acht Uhr sitze ich wieder an meinem Schreibtisch.“

Cuffaro regiert Sizilien seit sieben Jahren und hat sich in dieser Zeit ein starkes persönliches Netzwerk von Anhängern geschaffen. Mit zielgerichteten Wohltaten hatte er sich eine weite Klientel zu Dankbarkeit verpflichtet.

Zusammen mit Cuffaro wurde der Arzt Michele Aiello zu 14 Jahren Haft verurteilt. Aiello gilt als „König des privaten Gesundheitswesens“ der Insel – und als Strohmann des langjährigen „Bosses der Bosse“, Bernardo Provenzano. Wegen seines Geschicks, mittels politischer Beziehungen und Kontakten zur Cosa Nostra ein Imperium von teuren Kliniken aufzubauen, wurde Aiello immer wieder auch als „König Midas“ bezeichnet. Auch an Aiello hatte Cuffaro verraten, was die Polizei gegen ihn plante. Seine Informationen bezog der Regionalpräsident von einem „Maulwurf“ in der Antimafia-Abteilung der Polizei. Ein Spezialist, der nachts Abhöreinrichtungen gegen Mafia-Boss Provenzano installierte, gab die Standorte tagsüber an Cuffaro und seinen Clan weiter; jetzt erhielt dieser Polizist sieben Jahre Haft. Insgesamt sollte der Prozess nach Absicht der Staatsanwaltschaft ein großes „sizilianisches Geflecht von Mafia, Politik, öffentlicher Institutionen und Geschäftemacherei“ aufdecken. Angeklagt waren 13 Personen und zwei Gesellschaften; freigesprochen wurde keiner.

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